Mit überhöhten sechsstelligen Gehältern, protzigen Dienstwagen und Vergünstigungen sollen sich Führungskräfte örtlicher Verbände der Arbeiterwohlfahrt jahrelang selbst bedient haben. Ein Zwischenbericht beschreibt einen Schaden in Millionenhöhe.
Der Skandal bei der AWO in Südhessen ist kein Einzelfall. Auch bei der Arbeiterwohlfahrt in Mecklenburg-Vorpommern und in Thüringen gab es 2019/2020 Vorwürfe wegen Veruntreuung von Geldern. In der Geschichte anderer Verbände der Wohlfahrtspflege gab es ähnliche Fälle. Immer wieder geht es um Gehälter und Dienstwagen.
Was läuft schief bei den gemeinnützigen Wohlfahrtsverbänden, die eine der wichtigsten Säulen des sozialen Sektors sind? Die Recherchen führen die Autorinnen Valerie Henschel und Laura Rosinus zu Politikern, Verbandsmitgliedern, Wissenschaftlern und Juristen. Sie bestätigen, dass es im Wohlfahrtssystem an vielen Stellen an Transparenz und wirksamen Kontrollstrukturen mangelt. Obwohl sich die Branche immer weiter ökonomisiert und jedes Jahr Milliarden umsetzt, führen veraltete Gesetze und traditionelle Privilegien dazu, dass bei vielen örtlichen Wohlfahrtsverbänden kaum Transparenz bei Finanzen und Verwaltung herrscht.
Im Unterschied zu den Skandalen bei anderen Großvereinen wie dem ADAC, geht es bei den Wohlfahrtsverbänden überwiegend um öffentliche Gelder. Denn die großen Verbände wie AWO, Caritas, Diakonie, DRK, der Paritätische und Zentralwohlfahrtsstelle der Juden finanzieren sich hauptsächlich über Steuern, Gelder der Kranken- und Pflegekassen und Spenden.
Durch die Vorkommnisse wie bei der Frankfurter AWO wird auch innerhalb der Wohlfahrtspflege der Ruf nach mehr Offenheit laut. Immer mehr Verbände merken, dass ihnen undurchsichtiges Finanzgebaren auf Dauer schadet. Ihr an sich positives Image bekommt Risse, und sie verlieren an Vertrauen.
In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern wurden mittlerweile auf Landesebene neue Standards bei der Transparenz eingeführt. Mithilfe von öffentlich zugänglichen Datenbanken sollen die Einnahmen und vor allem die Ausgaben der Wohlfahrtsverbände nachvollziehbarer sein. Auch Caritas und Diakonie haben mittlerweile eine Transparenzoffensive gestartet und veröffentlichen freiwillig Geschäftsberichte mit Gewinnen und Verlusten.
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Und hier unsere Kurzfassung:
Stab
- Kamera - Manuel Dalitz