Das Netzwerk ist weitreichend: Verbände, AKP-Lobbyisten, Geheimdienst und es gibt Hinweise, dass die türkische Mafia mitmischt. Dem Verfassungsschutz bereiten auch einzelne Vereine und Stiftungen Sorge, die versuchen, Einfluss auf die türkische Community zu nehmen.
Hat der Staat sie zu lange gewähren lassen?
Im vergangenen Sommer wird der Exil-Journalist Erk Acarer in seinem Haus brutal zusammengeschlagen. "Du wirst aufhören, zu schreiben!", so die Aufforderung der Täter. Kurz zuvor hatte er einen Artikel über korrupte Verstrickungen von Mitgliedern der türkischen Regierung veröffentlicht. Hat das den türkischen Geheimdienst auf den Plan gerufen?
Ein paar Monate später wird ein türkischer Mann in einem Hotel festgenommen – mit Schreckschusswaffe, Munition und einer sogenannten Todesliste. Der Generalbundesanwalt übernimmt den Fall. Er sieht Anhaltspunkte, dass es sich bei dem Festgenommenen um einen Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes handelt, der aktiv gegen Erdoğans Gegnerinnen und Gegner vorgehen wollte.
"Für Erdoğan sind die Deutschtürken eine Mobilisierungsebene", sagt der Politikwissenschaftler Kemal Bozay. Die Wählerstimmen aus Deutschland sind wichtig für Ankara.
Doch was tut der Staat gegen Erdoğans Einfluss in Deutschland? "Ich hoffe auf eine Zeit nach Erdoğan", sagt Innenminister Joachim Herrmann (CSU) aus Bayern und setzt darauf, dass sich das deutsch-türkische Verhältnis dann wieder entspannt. "Das gefährliche Netzwerk wird auch nach Erdoğan bleiben", warnt dagegen der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom. Für ihn reicht diese Strategie des Aussitzens nicht aus.