Corona treibt die Impfstoff-Forschung voran wie nie zuvor, mehr als 200 Projekte gibt es weltweit. Wie viele davon die Zulassung schaffen, ist noch völlig ungewiss. Klar ist: Es wird noch Jahre dauern, bis es genug Dosen für die komplette Weltbevölkerung gibt.
Die erste Zulassung eines Corona-Impfstoffes des deutschen Herstellers BioNTech könnte noch vor Ende des Jahres 2020 erfolgen. Doch bevor alle Menschen weltweit geimpft werden können, werden noch Jahre vergehen, und das Ringen um die Priorisierung hat erst begonnen.
Wer wird zuerst geimpft? Diese Frage beschäftigt in Deutschland bereits jetzt Regierung und zuständige Behörden. Doch auch international ist bereits ein Wettstreit unter den Staaten ausgebrochen, wer Zugriff auf die ersten Chargen bekommt. Vor allem wohlhabendere Länder sichern sich Millionen Dosen für die eigene Bevölkerung, allen voran die USA und Großbritannien. Laut einer Analyse der Hilfsorganisation Oxfam sollen sich einige wohlhabende Staaten zusammen schon die Hälfte der potenziell verfügbaren Impfstoffdosen führender Kandidaten gesichert haben. Diese Staaten repräsentieren gerade mal 13 Prozent der Weltbevölkerung.
Ärmere Länder befürchten, leer auszugehen. Denn ihnen fehlen die Mittel, um sich Dosen für ihre Bevölkerung zu sichern. Dabei wäre es gerade in armen Ländern wichtig, rasch zu impfen. Denn dort ist der Kampf gegen die Pandemie viel schwieriger als in wohlhabenden Industrienationen. Es fehlt an Hygieneartikeln und sauberem Wasser, Abstandhalten ist oft ein Ding der Unmöglichkeit. Das Virus kann sich rasant verbreiten. Deshalb warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO vor nationalen Alleingängen: "Wir sind erst sicher, wenn wir alle sicher sind", so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Um einen weltweit fairen Zugang zu Corona-Impfstoffen zu ermöglichen, hat sich unter dem Schirm der WHO die Plattform COVAX gegründet. Die Idee: Die Impfstoffe werden von allen Mitgliedsstaaten gemeinsam gekauft und dann über einen festgelegten Schlüssel verteilt. Doch einige Staaten stehen dem skeptisch gegenüber, Russland und die USA etwa sind nicht dabei. Auch die EU will bei der Verteilung der Impfstoffe über COVAX nicht mitmachen, unterstützt die Initiative aber mit 400 Millionen Euro. Für das Sichern von Dosen im Alleingang hingegen hat sie bereits 2,7 Milliarden Euro bereitgestellt.
Es gibt weitere Hemmnisse für den fairen und erschwinglichen Zugang zu den rettenden Impfungen. Weder Hersteller noch Staaten veröffentlichen die jeweils vereinbarten Preise. Hohe Investitionen sind nötig, um die Corona-Impfstoffe rasch zu entwickeln, deshalb hat die Bundesregierung den aussichtsreichen deutschen Projekten großzügige Unterstützung zukommen lassen. Dennoch befürchtet zum Beispiel "Ärzte ohne Grenzen", dass die jetzt entwickelten Impfstoffe für ärmere Länder viel zu teuer sind. Denn das Patentrecht schützt die Hersteller bis zu 20 Jahre lang vor günstigen Nachahmungen ihrer Entwicklungen. Schließlich sollen sich die hohen Investitionen für die Herstellerfirmen amortisieren. Doch zumindest Kritiker des Patentrechtsystems warnen, dass die derzeitigen Regelungen den Kampf gegen die Corona-Pandemie erschweren können. Indien und Südafrika haben bei der Welthandelsorganisation (WTO) einen Antrag gestellt, geistige Eigentumsrechte im Rahmen der COVID-19-Pandemie auszusetzen.
Stab
- Kamera - Jens Staeder
Und hier unsere Kurzfassung: