Seit März 2020 wütet das Coronavirus. Im Herbst schwappt die zweite Welle über das Land. Die Intensivstationen füllen sich. Schutzmaterial, Beatmungsgeräte, das meiste ist da. Doch neben jedem Intensivbett müssen auch Menschen stehen. Und das ist kaum zu leisten.
"ZDFzoom" geht der Frage nach, warum es in Deutschland so wenig medizinisches Personal gibt. So wie im St.-Marien-Krankenhaus in Bonn. Hier haben sie seit März alles gegeben und haufenweise Überstunden gemacht. Doch von der versprochenen Prämie hat Intensivpflegerin Lilli P. bisher nichts gesehen. Sicher hätte sie "zu mehr Geld nicht nein gesagt", denn der ständige Personalmangel trifft Pflegekräfte hart, ob in den Krankenhausstationen oder den Heimen: "Man kann nicht 30 Patienten zu zweit betreuen, ich weiß nicht, wie das möglich sein soll", sagt sie. Was passiert, wenn die Lage außer Kontrolle gerät, haben sie im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam erlebt. Dort kam es im Frühjahr zu einem großen Ausbruch. 47 Patient*innen starben.
Tatsächlich fehlen in der Pflege deutschlandweit 40 000 Stellen. Die Konsequenz aus einem jahrelangen Sparkurs, verbunden mit mangelnder Wertschätzung.
So geht es auch den Gesundheitsämtern. In den 70er- und 80er-Jahren war die Politik restriktiv und hat viele Aufgaben an die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen weitergegeben. Auch dadurch entstandene Personalmängel bewirken nun, dass die Krise sich kaum bewältigen lässt. Vielerorts unterstützen bereits Bundeswehrsoldat*innen die Gesundheitsämter bei der Umsetzung von Hygieneverordnungen und der Kontaktverfolgung. Mobile Teams fahren zu alten Menschen, die es nicht mehr allein in Testcenter schaffen. Aufgaben wie Schuluntersuchungen und Suchtprävention dagegen bleiben liegen und schaffen neue Probleme in der Zukunft.
Wer die Krankheit überstanden hat, braucht häufig eine Reha-Maßnahme, so wie Gerd G.: "Mir ging es sehr schlecht. Ich hatte einen Herzinfarkt und zwei Lungenembolien durch COVID." Nun wird er im Rehazentrum Bad Sulza in Thüringen behandelt. Auch hier wird der ganze Klinikalltag auf den Kopf gestellt. Um die Abstandsregeln zu beachten, müssen die Therapiegruppen verkleinert werden. Das alles bindet Personal, das auch hier kaum vorhanden ist.
Immer mehr Expert*innen fordern jetzt ein Umdenken - vom Profitdenken hin zu einem Gesundheitssystem, das zum einen die Patient*innen im Blick hat, zum anderen aber auch die Menschen, die in diesem System arbeiten, fair bezahlt und wertschätzt. Sparen auf dem Rücken des medizinischen Personals darf kein Modell mehr für die Zukunft sein.
- Kamera - Paul Kraneis, Philipp Lückert, Jens Staeder
Die Kurzfassung unserer Dokumentation: