Zwei Intensivpfleger im ambulanten Dienst packen aus. Sie wollen, dass sich etwas ändert. Anonym berichten sie von Pflegekräften, die 60 Stunden die Woche arbeiten, Beatmungsmaschinen bedienen, obwohl sie dafür nicht ausgebildet seien.
Um die guten Pflegedienste von Betrügern zu unterscheiden, beschäftigen die mehr als einhundert Krankenkassen in Deutschland eigene Detektive. Bei der Kaufmännische Krankenkasse in Hannover arbeitet beispielsweise eine zwölfköpfige Abteilung zur Bekämpfung von Fehlverhalten. Die Leiterin, die Kriminologin Dina Michels, bestätigt: "Es ist ein trauriger Klassiker, ungeschultes Personal einzusetzen. Es kommt oft vor, dass Pflegekräfte nicht richtig eingewiesen werden und die deutsche Sprache kaum beherrschen." Ein unhaltbarer Zustand, mit möglicherweise schlimmen Folgen, sagt sie: Es sei nicht auszuschließen, dass "es im Einzelfall auch zu Todesfällen kommt".
"ZDFzoom" berichtet über die Methoden der kriminellen Pflegedienste, zeigt, was schiefläuft und welche Lücken das System hat. In vielen Ländern Europas gibt es für Pflegebedürftige einen festen Ansprechpartner, studierte Fachpfleger, die Intensivpatienten in der häuslichen Pflege entlang der gesamten Versorgungskette begleiten. Professor Dr. Michael Ewers hat sich in einer Studie an der Berliner Charité mit den vermeintlichen Missständen in der häuslichen Pflege beschäftigt. Er kritisiert, dass es in Deutschland solche festen Ansprechpartner nicht gebe. Alle, die in der häuslichen Krankenpflege tätig seien, müssten sich in einer Behörde registrieren lassen, fordert er, um sicherzustellen, dass sie ausreichend qualifiziert seien und sich auch regelmäßig fortbilden lassen. Aber auch so etwas gebe es nicht in Deutschland, bedauert Professor Ewers.
Selten gelingt es den Staatsanwaltschaften, gegen betrügerische Pflegeunternehmen vorzugehen. In Berlin konnte jetzt eine Unternehmerin nach langen Ermittlungen festgenommen und verurteilt werden. Sie hatte unter anderem auch nicht ausgebildetes Personal eingesetzt, berichtet Ina Kinder von der Berliner Staatsanwaltschaft. Häusliche Intensivpflege, beispielsweise an Beatmungspatienten, koste viel Geld, bis zu 25 000 Euro im Monat, sagt die Staatsanwältin: "Und wenn man dann die Pflegekräfte mit einem Kleingeld abspeist, ist das natürlich ein großer Gewinn." In einem Fall hätte die Unternehmerin sogar eine Frau als Pflegerin eingestellt, die taub war. Staatsanwältin Kinder verstehe nicht, wie man einen solchen Menschen in der Pflege beschäftigen könne.
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Stab
- Kamera - Sebastian Wagner