Was macht der Krieg aus den Menschen in "Hitlers Reich" – an der Front und in der Heimat? Welche Spuren hat diese Zeit in den Biografien hinterlassen und mit welchen Folgen - bis heute? Die Doku erzählt mit seltenen Privatfilmen die Geschichte von Menschen im Krieg.
Regisseur und Autor Jörg Müllner hat in Stadtarchiven, Landesbildstellen und privaten Sammlungen recherchiert und erstaunliche Filmschätze zutage gefördert: etwa Aufnahmen einer Unternehmerfamilie aus Stuttgart, deren Firmensitz als einziges Gebäude auf dem zentralen Marktplatz einen schweren Bombenangriff überstand. Es zeigt die Angehörigen beim Versuch, ihr Haus mit einem Tarnanstrich zu schützen, aber auch in der Freizeit, bei scheinbar unbeschwerten Ausflügen ins Grüne. Oder Farbfilme eines Zahlmeisters der Wehrmacht, der seinen Einsatz in der Ukraine filmte und Zeuge von Hinrichtungen wurde. Seine Aufnahmen bergen auch ein lange gehütetes Familiengeheimnis.
"Die Privataufnahmen sind denkwürdige Zeugnisse einer Zeit, die mit Propagandabildern geradezu überschüttet wurde", sagt Stefan Brauburger, Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte. "Bewusst oder unbewusst geben die meisten Filmemacher preis, wie sie trotz der katastrophalen Lage an der Front und der Zerstörungen in der Heimat weiter hinter dem NS-Staat stehen. Doch gibt es auch Ausnahmen, bei denen kritische Distanz zum Ausdruck kommt. So tragen die Filme dazu bei, unser Bild von der NS-Zeit zu ergänzen und zu differenzieren."
Für die Dokumentation "Wir im Krieg" wurden die teils über 75 Jahre alten Aufnahmen noch einmal neu in 2K- beziehungsweise 4K-Auflösung abgetastet und aufwendig bearbeitet. Solche Materialien für künftige Generationen zu sichern, ist ein Beitrag zur Erinnerung an die NS-Zeit - im Zeichen von Diktatur, Krieg und Verbrechen.