Kleine Royals stehen von Geburt an im Rampenlicht. Längst haben die Königshäuser erkannt: Prinzen und Prinzessinnen sind das beste Mittel zur Imagepflege jeder Monarchie. Doch wie bereitet man die Kids auf das höfische Protokoll, Paraden und Paparazzi vor?
Unbeschwerte Kindheit?
In vielen europäischen Königshäusern scheint durch das Einheiraten von bürgerlichen Ehepartnern auch ein wenig mehr Herzenswärme in höfisch-kühle Erziehungs-Traditionen eingezogen zu sein. Die kleinen Royals sollen vor allem normal, glücklich und mit möglichst wenig Druck aufwachsen. Doch ist das kindliche Leben hinter Palastmauern wirklich so glanzvoll und unbeschwert, wie die Fotos es gern darstellen?
ZDFzeit widmet sich fünf Herrscherfamilien in Europa und Japan und geht den Fragen nach: Was heißt es wirklich, als Prinz oder Prinzessin aufzuwachsen? Ist es ein Privileg oder doch eher eine Pflicht? Wie hat sich die höfische Kindererziehung im Laufe der Jahrhunderte verändert? Und wie viel Inszenierung und PR-Gedanken stecken im nach außen gelebten Familienidyll?
Der Preis für ein Leben als Thronanwärter
Ob in Großbritannien, Monaco oder Schweden - glückliche Kindergesichter sind noch immer die Politur für ein positives Image von Adelsdynastien. Doch hinter der Fassade sieht es oft anders aus, wie Kronprinzessin Victoria von Schweden zeigt. Essstörungen und Depressionen in jungen Jahren waren die Reaktion auf den hohen Druck, den die Thronanwärterin auf sich lasten fühlte. Sie hat die große Krise überwunden. Ihren Kindern, Estelle und Oscar, will sie solche Erfahrungen ersparen. Gemeinsam mit ihrem bürgerlichen Ehemann Daniel setzt sie auf Bodenständigkeit, viel gemeinsame Zeit und Nähe im Familienalltag.
"Dabei ist es noch nicht lange her, dass hinter Palastmauern Gefühlskälte als Tugend und seelische Grausamkeit als bewährtes Erziehungsmittel galten", sagt die Journalistin und Adelsexpertin Patricia Riekel. Als Wilhelm II. 1859 in Preußen auf die Welt kommt, bedeutet eine adlige Herkunft vor allem Drill und Funktionstüchtigkeit. Für die Söhne, die einzig möglichen Thronanwärter, ist die ohnehin schwere Kindheit mit sechs Jahren vorbei. Ab dann heißt es: Zeit für militärische Zucht und Ordnung.
Reste dieser harten Regelwerke findet man heute noch in Japan, der ältesten Erbmonarchie der Welt. Dort sind Frauen auf dem Thron unvorstellbar. Umso tragischer erscheint das Schicksal von Prinzessin Masako, Ehefrau von Kronprinz Naruhito. Nach vielen kinderlosen Jahren bringt sie 2001 endlich den langersehnten Nachwuchs auf die Welt - Aiko, ein Mädchen. Es bleibt das einzige Kind des Kronprinzenpaars. Abgeschottet von der Außenwelt und im Korsett uralter Traditionen, ist das Mädchen mittlerweile zu einem Teenager mit gesundheitlichen Problemen herangewachsen. "Prinzessin ohne Lächeln", sagen die Japaner. Ein Anrecht auf den Thron hat sie nach derzeitiger Lage nicht.