Die Hoffnung, die viele in Deutschland in Wladimir Putin sahen – sie ist nun in bitterster Hinsicht enttäuscht. Dabei finden sich in der Biografie und Geschichte viele Anzeichen, die auf eine Eskalation der Ereignisse hindeuteten.
Bei seinem Antrittsbesuch als russischer Präsident beeindruckt Putin 2001 die Abgeordneten des Bundestags mit jungenhaftem Charme und einer versöhnlichen Rede auf Deutsch, in der er das Ende des Kalten Krieges, mehr Demokratie für Russland und eine Annäherung an Europa verkündet. Viele sehen seine Heimat- und Naturverbundenheit, seine Sportbegeisterung und seine hemdsärmelige Art mit Sympathie. Auch in Russland kommt Putin gut an. Er verkörpert das glatte Gegenteil seines Vorgängers Boris Jelzin.
Immer wieder punktet er in der Heimat schon in der Vergangenheit mit hartem militärischem Handeln. Etwa in Tschetschenien. Sein Ziel: Russland zu neuer Stärke führen und sich als Supermacht zu positionieren. Innenpolitisch unternimmt er alles, um seine Macht zu zementieren. Er knüpft ein enges Band zu den Reichen, den Oligarchen. Er ändert Gesetze, die es ihm ermöglichen lange im Amt zu bleiben, er bekämpft die Opposition und verbietet kritische Medien.
Schon während seiner Zeit als KGB-Agent in Dresden lassen sich Geschehnisse rekonstruieren, die sein Handeln vielleicht sogar als Präsident erklären – zumindest lassen sich Wesenszüge daraus ableiten. Als während der friedlichen Revolution in der DDR 1989 ein wütender Mob vor die Dresdener KGB-Station zieht, stellt sich Putin vor das Haus und warnt die Menge vor bewaffneten Agenten. Ein Bluff mit dem Putin durchkommt: Die Leute, die ihm an den Kragen wollten, suchen das Weite.