Dianas Rezeption beim Publikum ist aber durchaus gegensätzlich: Die einen verehren sie als Wohltäterin oder Stilikone, andere wiederum sehen in ihr die Verräterin, die die Prinzipien der Krone missachtet und attackiert hat.
Eine ähnliche Spaltung in der öffentlichen Meinung zeigt sich aktuell in der Berichterstattung über ihren jüngsten Sohn, Prinz Harry, und seine amerikanische Frau Meghan, die mit ihrem spektakulären Abgang aus dem Königshaus und ihrem sensationellen Interview mit Oprah Winfrey weltweit Schlagzeilen produzieren. Wieder einmal sieht sich die britische Monarchie, wie schon öfter in ihrer jahrhundertealten Geschichte, einer massiven Erschütterung ihrer Grundfesten ausgesetzt – mit Konsequenzen, die den Fortbestand des Hauses Windsor gefährden könnten. Hier lässt sich unschwer der lange Schatten Dianas ausmachen, der bis heute die Geschicke der Royal Family belastet.
Wie konnte aus der "Maus, die brüllte", wie konnte aus der als schüchtern geltenden Kindergärtnerin die bewunderte, umstrittene und einflussreiche "Dynasty Di" werden, die die Hierarchie und die Prinzipien einer der ältesten Monarchien der Welt auf den Kopf zu stellen versuchte? Welche Mechanismen waren und sind noch heute am Werk, die im Hintergrund die Familienpolitik bestimmen? Welchen Einfluss übten die Massenmedien auf das öffentliche Bild Dianas aus, das so diametral ihrem privaten Dasein widersprach? Welche Parallelen gibt es zu den Vorfällen um Harry und Meghan, die sich über Rassismus und Kälte in der königlichen Familie beschweren?
Nie zuvor in der Geschichte der britischen Krone waren ihre wichtigsten Identifikationsfiguren einer solchen Zerreißprobe zwischen den ehernen Regeln der Erbmonarchie und den Verführungen und Anforderungen des Boulevards ausgesetzt.