Mit der größten Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg kommen vor allem Frauen und Kinder. Ihr Zuhause zerbombt, zerstört - in Flammen. Welche Herausforderungen sind zu meistern? Welche Lehren aus der Flüchtlingskrise 2015 helfen dabei?
Shanna ist eine von mittlerweile über 200.000 in Deutschland offiziell registrierten Geflüchteten. Sie ist mit ihrer Tochter Diana und dem sechsjährigen Swjatoslaw aus Kiew geflohen. 21 Tage harrten sie im Kriegsgeschehen aus. Als ihr Stadtteil bombardiert wurde, wollten sie nur noch weg, wie so viele: "Die Menschen sind so in Panik. Sie quetschen sich mit Kindern, Koffern und ihren Tieren in die Züge. Sie wollen um jeden Preis das Land verlassen." Von Berlin aus ging es für Shanna nach Osterode in den Harz. Sie hat über facebook eine private Unterkunft gefunden.
Die Hilfsbereitschaft der Menschen in ganz Deutschland ist groß und vor allem kreativ. Über Nacht haben sich in den sozialen Medien Netzwerke gegründet, die Anlaufstellen für die Flüchtenden sind. Sie bieten und vermitteln Unterkünfte und sogar Arbeitsmöglichkeiten. "Wir können sehen, dass es ein großes Potenzial für ehrenamtliches zivilgesellschaftliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit in Deutschland gibt, das abrufbar ist. Und das eben tatsächlich jetzt auch zehrt aus einer Erfahrung von 2015 bis 2016", sagt die Migrationsforscherin Prof. Naika Foroutan im Interview mit "ZDFzeit".
Die Dokumentation leuchtet die Willkommenskultur in der Hauptstadt und in kleineren Orten in der Fläche aus: Was hat sich im Vergleich zur Flüchtlingskrise 2015 im Umgang mit den Menschen, die in großer Not auf Hilfe in Deutschland hoffen, geändert? Sind Städte und Gemeinden gerüstet für diesen unerwarteten Ansturm? Wie viele Kräfte können nach zwei Jahren Pandemie überhaupt mobilisiert werden? Und wer trägt die Kosten?
Auch die Frage nach der Integration ist nicht einfach zu beantworten. Viele Geflüchtete hoffen auf eine schnelle Rückkehr und wollen sich eigentlich nicht niederlassen. Gleichzeitig ist eine eigene Wohnung wichtiger Bestandteil eines geordneten Alltags. Außerdem sollen die Kinder so schnell wie möglich zur Schule gehen und die Erwachsenen zur Arbeit. "Die Menschen wollen ja gar nicht zu Hause sitzen. Das heißt, sie wollen sich engagieren, sie wollen schnell erwerbstätig werden", so der Ökonom Prof. Michael Hüther.
Die akute Lage fordert Bund, Land und die Kommunen organisatorisch, finanziell und personell sehr stark. Wie lange wird die Hilfsbereitschaft anhalten? Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte bei einem Sondertreffen der EU-Innenminister ein solidarisches Verteilsystem. Dabei müsse künftig die bisherige Belastung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union berücksichtigt werde