Geniale Idee oder Verbrauchertäuschung? Viele Kniffe sorgen dafür, dass minderwertige Zutaten teuer verkauft werden, aber nicht alle schaden Qualität oder Gesundheit. Branchen-Insider Sebastian Lege zeigt verblüffende Beispiele vom Fruchtjoghurt bis zum Fischstäbchen.
Beim Essen als Massenware scheiden sich die Geister: Auf der einen Seite garantiert industrielle Fertigung gleichbleibend hohe Qualität zum kleinen Preis, auf der anderen Seite führt die Profitgier nicht selten zu Etikettenschwindel und allen möglichen Tricks, um uns minderwertige Kost schmackhaft zu machen.
Egal, ob vermeintliche Frischware oder haltbare Produkte, Einzelzutaten oder vollständig in der Fabrik hergestellte Mahlzeiten - fast niemand kommt um Industrieerzeugnisse herum. Und die Ansprüche ans Supermarkt-Sortiment sind hoch: Lebensmittel sollen jederzeit verfügbar, leicht zu verarbeiten und möglichst billig sein, aber trotzdem lecker, gesund und unverfälscht. Die Industrie hat sich längst auf die Käuferwünsche eingestellt, denn die Konkurrenz auf dem Lebensmittelmarkt ist groß. Vom Tiefkühlgemüse und Instant-Kartoffelbrei bis zum glutenfreien Müsliriegel und der veganen Bratwurst - 170 000 industriell gefertigte Produkte sind im Angebot.
Wer hier als Anbieter überleben will, muss jeden Cent umdrehen und darf nichts unversucht lassen. Alles für einen möglichst hohen Anteil an den 250 Milliarden Euro, die jährlich mit Industrie-Lebensmitteln umgesetzt werden. Aber wo liegen die Grenzen des Erlaubten? Und was ist zwar juristisch sauber, aber trotzdem eklig? Was klingt vielleicht schlimmer, als es ist - und wo sind wir Verbraucher selbst gefordert, unseren Verstand einzuschalten?
Gleich zwei Experten machen deutlich, wie Nahrungsherstellung im industriellen Maßstab funktioniert. Der Koch und Lebensmitteltechnologe Sebastian Lege durchschaut Tricks der Lebensmittelindustrie, schon von Berufs wegen. Im Auftrag von Herstellern entwickelt er neue Rezepturen, neue Verfahren, neuartige Zutaten. Sein Sidekick, Sternekoch Frank Buchholz, steht für gastronomische Kompetenz und eine sensible Zunge. Kann man wirklich Fleischprodukte billig, Cremes besonders fluffig oder Säfte besonders aromatisch machen, ohne dass es auffällt? Der Aufwand dafür scheint zumindest riesig: Zum Einsatz kommen Maschinen wie Extruder und Dehydratoren, Hilfsmittel wie Lachgas, Stickstoff oder Wasserstoff und Zutaten wie verkapseltes Salz, Zuckerkulör, Aromen und Extrakte. Beliebte und bekannte Lebensmittel wie Grillfleisch oder Kartoffelchips stehen auf dem Prüfstand. Neben Fakten zum Aufregen gibt es auch welche zum Staunen oder zum Nachmachen - denn manche Tricks aus der Fabrik sind nicht nur clever, sondern auch nützlich.