In einer weiteren Folge nimmt "ZDFzeit" besondere Sport-Persönlichkeiten in den Blick: Henry Maske, Nadine Angerer und Kristina Vogel. Sie sind nicht nur sehr erfolgreich gewesen, sie haben auch wenig beachtete Sportarten populär gemacht. Wie ist ihnen das gelungen?
Das Boxen spielte in Deutschland viele Jahre eine eher untergeordnete Rolle, litt unter einem gewissen Schmuddel-Image und der Nähe zum Rotlichtmilieu. Das änderte sich, als in den 90er-Jahren Henry Maske auftauchte und im wiedervereinigten Deutschland einen nie dagewesenen Box-Boom auslöste. Bis zu 18 Millionen Zuschauer fieberten samstagnachts vor dem Fernseher mit, wenn der "Gentleman-Boxer" seine dramatisch inszenierten Kämpfe bestritt.
Unvergessen ist vor allem sein Revanchekampf gegen Virgil Hill 2007. Im Alter von 43 Jahren, zehn Jahre nach seiner schmerzlichen Niederlage gegen den US-Amerikaner, stieg Henry Maske noch einmal in den Ring und siegte. Bis heute bewundern viele seine geradlinige, bodenständige Art.
Auch Nadine Angerer, die mit der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen 2003 und 2007 Weltmeisterin wurde, hat mit ihrer starken Persönlichkeit dazu beigetragen, das Image ihrer Sportart zu verändern. Ihre unangepasste Art und kleinere Eskapaden hätten sie beinahe scheitern lassen. "Es war schon knapp", sagt die Ausnahmesportlerin, "um ein Haar wäre ich nie Fußballerin geworden. Und meine Karriere hätte ich auch beinahe versaut."
Als sich die Stamm-Torhüterin Silke Rottenberg bei der WM in China 2007 verletzte, war Nadine Angerer zur Stelle und hielt, was zu halten war. Ohne Gegentor holte Deutschland den Titel. Fortan führte an der ehemaligen Nummer zwei kein Weg mehr vorbei. 2014 wurde sie an der Seite von Superstar Cristiano Ronaldo zur Weltfußballerin des Jahres gekürt. Abseits des Platzes blieb Nadine Angerer sich treu, vertrat selbstbewusst ihre Meinung, setzte sich für die Emanzipation ein. Heute arbeitet sie als Trainerin in Portland, USA, wo sie mit ihrer Ehefrau lebt.
Kristina Vogels einzigartige Karriere endete in einem tragischen Unfall. Am 26. Juni 2018 raste sie im Training mit 60 km/h über die Bahn der Cottbuser Bahnradhalle. Plötzlich stand ihr ein anderer Sportler im Weg, der dort niemals hätte sein dürfen. Die Athletin konnte nicht mehr ausweichen und stürzte schwer. Sofort war ihr klar: "Das hier ist ernst." Sie spürte ihre Beine nicht mehr. Querschnittslähmung.
Doch der Tiefpunkt ihres Lebens bedeutete für Kristina Vogel nicht das Ende. Aufgeben sei keine Option gewesen, sagt sie. "Ich glaube, dass viele Dinge im Leben einfach Entscheidungen sind. Und das war eine für das Leben." Heute engagiert sich die ehemalige Radsportlerin in der Politik. Sie ist eine Sportheldin im doppelten Sinn – weil sie zu den Besten ihres Sports gehört und wegen ihrer Einstellung zum Leben.