ZDFzeit: Deutschlands große Clans: Die Aldi-Story

Steter Tropfen höhlt den Stein, heißt das oft bemühte Sprichwort. Doch bei "Deutschlands großen Clans" hat sich Geduld und wiederholtes Anklopfen ausgezahlt. Der Mantel des Schweigens hob sich bei den Unternehmerfamilien unserer ersten Staffel erst allmählich. Die Produktion war schon weit fortgeschritten, als es schließlich gelang, Angehörige der Oetkers, der Brenninkmeijers und der Riegels vor die Kamera zu bekommen. Bei der "Tchibo-Familie" Herz erhielten wir zwar Zugang zum Firmenarchiv, aber keine Zusage aus dem Familienkreis. Dennoch ließ sich auch hier ein differenziertes Bild der Firmengeschichte zeichnen.

Durch Vorgespräche, Verhandlungen und viel Zeiteinsatz gelang es den Autoren, Vertrauen aufzubauen, wo sonst Scheu vor der Öffentlichkeit herrschte. Die Brenninkmejiers hatten sich in ihrer langen Firmengeschichte seit 1841 fast nie öffentlich geäußert. Auch die neue Führung bei Haribo, Hans Guido Riegel, stimmte zum ersten Mal seit dem Tod des umtriebigen Firmenpatriarchen Hans Riegel senior, einem Interview zu. Eine Premiere, die sich auszahlte. Die Reihe erhielt in der Kategorie der längeren Doku-Formate gleich zweimal den "Deutschen Wirtschaftsfilmpreis 2017" (erster und dritter Platz). Auch das ermutigte, weiterzumachen.

Dass sich die Clans inzwischen auch kritischen Fragen stellen und mit dunklen Kapiteln der Vergangenheit, wie der NS-Zeit, auseinandersetzen, zeigt schon die zunehmende Bereitschaft, renommierte Historiker mit der Aufarbeitung der Firmen-Geschichte zu beauftragen. Auch sie kommen in den Filmen zu Wort.

Bei der zweiten Staffel verging weniger Zeit, bis Angehörige der Familien ihre Mitwirkung zusagten. So werden die Zuschauer auch diesmal aus erster Hand erfahren, wie maßgebliche Akteure handeln und denken, die für Konzerne, Marken und Produkte die Verantwortung tragen. Nicht nur mehrere Clan-Mitglieder, sondern auch Mitarbeiter und enge Weggefährten kommen zu Wort, sprechen über gute und schlechte Zeiten der Konzerne.

Die Erlaubnis, auf die Firmen- und Familienarchive zuzugreifen, macht es möglich, erstmals auch bewegte Bilder aus den Gründerjahren der Unternehmen zu zeigen. Werbespots und Archivfilme aus diversen Zeitabschnitten vermitteln zudem Einblicke in die wechselvolle Wirtschaftsgeschichte unseres Landes: Ob es um den Pioniergeist des jungen 20. Jahrhunderts, die Ära der Kriege und der NS-Diktatur geht oder die "Wirtschaftswunderjahre", die Folgen der deutschen Teilung und Wiedervereinigung und  die Entwicklungen zur Globalisierung und Digitalisierung . So geben die Filme auch Aufschluss darüber, wie der Standort Deutschland wurde, was er heute ist, und welche Perspektiven sich aus den Erfahrungen der großen Unternehmen für die Zukunft ableiten lassen.