Wissenschaftler finden Plastik-Rückstände in den Ozeanen, im Eis der Arktis und auch im heimischen Boden. Droht unserem Planeten der Plastik-Kollaps? Harald Lesch fragt nach, welche Wege aus der Plastik-Krise führen könnten. Kommt nun endlich die Plastik-Wende?
Niemand weiß, wie gefährlich Kunststoffe für die Gesundheit des Menschen sind. Dennoch werden einige gesundheitliche Beeinträchtigungen des Menschen auf den hohen Plastik-Konsum zurückgeführt. So fanden Forscher heraus, dass der Plastik-Zusatzstoff Bisphenol A möglicherweise die Bildung von sogenannten Kreidezähnen bei Kindern beeinflusst. Empfindliche und poröse Zähne ohne Zahnschmelz im bleibenden Gebiss – trotz guter Pflege.
Die größte Gefahr der Kunststoffe ist das Mikroplastik, weniger als fünf Millimeter große Partikel. Sie entstehen durch Abrieb von Autoreifen, Kleidung und Teppichen. Hochrechnungen zeigen, dass über 95 Prozent der Plastik-Rückstände im Meer aus solch winzig kleinen Teilchen bestehen. Da kein Ende der Plastik-Produktion in Sicht ist, wird zukünftig die Belastung durch Mikroplastik sogar noch weiter ansteigen. Für Mensch, Tier und Umwelt ein noch nicht kalkulierbares Risiko. Was kann passieren, wenn es seinen Weg über die Nahrungskette in den Organismus findet?
Längst Zeit also, sich mit dem nachhaltigen Umgang mit Plastik auseinanderzusetzen. Aber wie kann das aussehen? Der Mikrobiologe Prof. Wolfgang Streit von der Universität Hamburg forscht seit geraumer Zeit an Bakterien, die mittels selbst produzierter Enzyme Plastikabfälle buchstäblich auffressen können.
Neben der Beseitigung von Altplastik muss aber auch über die Neuproduktion nachgedacht werden. Bisher werden Kunststoffe größtenteils aus Erdöl hergestellt. Ist es möglich, den weltweiten Bedarf an Kunststoffen auf andere Rohstoffe zu verlagern?
Ideen für nachhaltiges, biobasiertes und biologisch abbaubares Plastik gibt es viele: Neben der Kunststoffgewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf oder Holzfasern scheint aber vor allem die Herstellung von künstlicher Spinnenseide eine vielversprechende Alternative zu sein. Das Material ist elastisch, reißfest und könnte zukünftig herkömmliche Kunststoffe ersetzen. Schon jetzt gibt es Joggingschuhe aus Spinnenfasern. Und auch der Großkonzern Airbus hat dieses Potenzial für seine Flugzeuge erkannt. Doch der Weg dorthin ist weit.