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Das Ziel des Militärs: ein Putsch gegen die Regierung. Auf der Bosporus-Brücke kommt es zur entscheidenden Konfrontation. Staatspräsident Erdogan fordert im TV das Volk auf, sich gegen das Militär zu stellen, und so ziehen nachts Tausende auf die Straßen.
Das Erstarken Erdogans nach dem Putsch
Nachdem das Militär die Brücke abgesperrt hatte, zogen die demonstrierenden Bürgerinnen und Bürger auf. Während des Putschversuchs, der an jenem Abend begann und bis in den nächsten Morgen andauerte, starben in der Türkei bei den Zusammenstößen zwischen Militär und Bürgerschaft 352 Menschen, 2240 wurden verletzt. Der Putsch wurde niedergeschlagen, die Macht des Staatspräsidenten Erdogan in der Folge gefestigt. Es folgten Säuberungen im Militär- und Sicherheitsapparat.
Die kämpferischen Auseinandersetzungen in der Nacht des 15. auf den 16. Juli auf der Bosporus-Brücke haben mittlerweile ihren unrühmlichen Platz in der türkischen Geschichte eingenommen. Auf der Brücke wurde von der Regierung ein Denkmal für die am 15. Juli verstorbenen sogenannten Märtyrer errichtet. Die Brücke wurde zum Symbol des Putschversuchs.
Was geschah wirklich auf der Brücke?
Erstmals wird in dieser Dokumentation die schicksalsträchtige Nacht auf der Bosporus-Brücke rekonstruiert. Durch Zeugenaussagen, gerichtliche Protokolle und exklusive Videoaufnahmen aus der Nacht erlangen die Zuschauer ein Bild vom minutengenauen Ablauf der Eskalation.
Autor und Regisseur des Films ist der im deutschen Exil lebende türkische Journalist Can Dündar. Um einen Einblick in diese Nacht zu geben, wurden exklusive Dokumente aus der Putsch-Nacht ausgewertet und unter anderem Interviews mit der Familie eines jungen Soldaten geführt, der in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli auf der Brücke starb. Im Film erinnert sich Burak Dinlers Schwester Fadime Yeltepe an die letzten Nachrichten, die sie mit ihrem Bruder austauschte, bevor er in der Putsch-Nacht zu Tode kam.
Außerdem kommt auch einer der Bürger zu Wort, die seinerzeit Erdogans Aufruf folgten und in der Nacht zur Brücke zogen: Eyüp Karaman, Angestellter eines Teehauses in Istanbul, hat die Gewalt in der Nacht vor Ort erlebt und erzählt eindrücklich aus erster Hand, was auf der Bosporus-Brücke geschah.
Autor Can Dündar im Exil
Zum Autor: Can Dündar, der ehemalige Chefredakteur der türkischen Zeitung "Cumhuriyet", floh Anfang Juli 2016 nach Deutschland, nachdem er in seiner Heimat auf Geheiß der Regierung Erdogan wegen Spionage angeklagt und festgenommen und am Tag der Urteilsverkündung ein Anschlag auf ihn verübt wurde.
Dündar lebt heute im Exil in Berlin, von wo aus er auch die Recherche für diesen Film startete. Da er nicht ohne Gefahr in die Türkei einreisen kann, wurde er für die Filmarbeiten von Kollegen vor Ort unterstützt. Dündar hat in der Vergangenheit in der Türkei zahlreiche Dokumentarfilme gedreht und veröffentlicht, darunter unter anderem "The ugly king: Yilmaz Güney", "Mustafa" und "The Sun of Art".
Der Film ist eine Kooperation von ZDFinfo mit dem ZDF-Politmagazin "Frontal 21".