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Deutschland, das kannst Du besser! Kaputtgespart

Die Infrastruktur eines Landes soll die Wirtschaft voranbringen, für Arbeit und Wohlstand sorgen. Doch in Deutschland klemmt es - vieles ist "kaputtgespart".

Noch 2 Tage
Videolänge:
43 min
Datum:
28.07.2021
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 23.12.2024, in Deutschland

Viele unserer Schulen und Universitäten sind marode. Das gleiche Bild im Verkehrssektor: abgenutzte Straßen und Brücken. Und auch auf vielen Zukunftsfeldern ist Deutschland nicht mehr an der Spitze. Muss das so sein?

Autos fahren über die Rheinbrücke bei Leverkusen (Nordrhein-Westfalen).
Marode Rheinbruecke bei Leverkusen
Quelle: dpa/Arnulf Stoffel

Seit Jahren ist die Rheinbrücke auf der A1 bei Leverkusen wegen Einsturzgefahr für Lkw gesperrt. Für Speditionsunternehmer wie Helmut Schmitz aus Pulheim ist das extrem geschäftsschädigend. Seine Fahrer stehen auf den Umfahrungsstrecken ständig im Stau. Der Grund für die Situation: Das Land Nordrhein-Westfalen hatte der bisherigen Baufirma gekündigt, weil sie mangelhaften Stahl aus China bestellt hatte. Die Schäden an dem Bauwerk sind exemplarisch für viele deutsche Brücken. Ein Großteil stammt aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Damals wurden Materialien verbaut, die das heutige Verkehrsaufkommen nicht verkraften.

Gigantische Investitionsrückstände

Nicht nur Brücken, deutsche Straßen im Allgemeinen sind an vielen Stellen marode. Die Stadt Krefeld etwa ist eine einzige Schlaglochpiste. Rund ein Viertel aller Straßen waren laut eines Gutachtens 2019 in sehr schlechtem Zustand. Wie viele Krefelder leidet Taxifahrer Andreas Dreißig unter der Situation und verlangt, dass die Stadt mehr in Sanierungsarbeiten investiert. Doch Monika Sellke vom zuständigen Kommunalbetrieb erklärt, dass das Geld in Krefeld anderweitig dringender benötigt würde, etwa für Hartz-IV-Zahlungen. Und so geht es vielen Gemeinden. Die Investitionsrückstände der deutschen Kommunen im Bereich "Kommunale Straßen und Verkehrsinfrastruktur" liegen laut KfW bei 37,1 Milliarden Euro.

Sanierungsfall: Bildungseinrichtungen

"Ein Mann um die 50 mit rot-weiß-blau kariertem Hemd, schwarzem Jackett, Brille, weißer Maske und schütterem grauen Haar steht neben einer Jugendlichen mit brünetten zum Zopf gebundenen langen Haaren. Beide schauen in die Kamera. Im Hintergrund befindet sich eine Häuserwand mit abblätterndem Putz auf der mehrere Schilder angebracht sind: Die Hausnummer 78 oben, in der Mitte oben eine Gedenktafel zu Ehren von Fritz Hoffmann, darunter eine helle Tafel mit dem Berliner Wappen und dem Namen der Schule "Fritz-Karsen-Schule (Gemeinschaftsschule) Berlin-Neukölln“ rechts oben schwarz auf weiß die Hausnummern 76-78, darunter ein nach rechts zeigender Pfeil rechts neben dem Wort "EINGANG".
Ihre Schule, ein Sanierungsfall: Schulleiter Robert Giese und Schülerin Carla Diestel vor der Fritz-Karsen-Schule in Berlin.
Quelle: ZDF/Christoph Warneck

Neben dem Verkehrssektor wurden auch öffentliche Gebäude "kaputtgespart" – allen voran die deutschen Bildungseinrichtungen. Die Fritz-Karsen-Schule in Berlin ist ein solcher Sanierungsfall. Schulleiter Robert Giese beklagt massive Wasserschäden, Werkräume, die seit Jahren unbenutzbar sind, und eine Stützkonstruktion aus Holz im Keller, die die Statik sichern muss. Die Liste ist lang. 18 Millionen Euro beträgt der Sanierungsstau allein an dieser Schule. Die KfW beziffert den Investitionsbedarf zur Sanierung aller Schulen in Deutschland auf über 44 Milliarden Euro. Auch an Deutschlands Unis bröckelt es. Insgesamt rechnen die Hochschulen in Deutschland bis 2025 mit einem Sanierungsstau ihrer baulichen Infrastrukturen von 35 Milliarden Euro. Die analoge Infrastruktur ist aber nur ein Teil des Problems. Gerade in Zeiten der Pandemie zeigt sich, wie sehr Deutschland in Sachen Digitalisierung und Lernen über das Internet anderen Industrienationen hinterherhinkt. An der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum zeigt sich, wie getätigte Investitionen ins Leere laufen: IPads werden angeschafft, aber die für den Internetzugang benötigten Server nicht.

Nachholbedarf bei der Digitalisierung

Auch außerhalb von Bildungseinrichtungen gibt es in Deutschland Nachholbedarf bei der Digitalisierung – vor allem beim Breitbandausbau auf dem Land. Im nordhessischen Rimbach ist Schwertransportunternehmer Volker Bäuml darauf angewiesen, große Datenmengen fristgerecht zu verschicken, um Aufträge nicht zu verlieren. Doch Internet gibt es hier bislang nur im Schneckentempo. Verantwortlich dafür macht er die Politik. Sie habe den Ausbau verschlafen und jahrelang verkannt, wie wichtig das Thema sei. Das belegt auch der weltweite Vergleich der Internet-Geschwindigkeit. Hier ist Deutschland unter den Top 30 nicht vertreten und landet noch hinter Ländern wie Polen, Lettland oder Panama.

Ein weiteres großes Problem in Deutschland ist der Fachkräftemangel. Christian Klemm ist Inhaber eines Installationsbetriebs in Düsseldorf. Was ihm fehlt, sind brauchbare Azubis. Bei den wenigen Bewerbern scheitert es oft schon am Dreisatz. 65 000 Handwerker fehlen bundesweit.

Brain Drain

Ingmar Krumm mit Brille, Kittel, OP-Maske und Haube steht vor zwei bläulich leuchtenden OP-Lampen und schaut in die Kamera. Im Hintergrund sieht man Metalltische auf Rollen.
Anästhesist Ingmar Krumm ist 2009 mit seiner Frau aus Deutschland in die Schweiz ausgewandert, um dort unter besseren Bedingungen arbeiten zu können.
Quelle: ZDF/Christoph Warneck

Ein Grund für den Fachkräftemangel: der sogenannte Brain Drain. Er beschreibt den Abfluss kluger und für den Fortschritt unseres Landes wichtiger Köpfe. So wie Anästhesie-Arzt Ingmar Krumm. Die schlechten Arbeitsbedingungen in Deutschland mit 60 bis 70 Stunden in der Woche wollte er nicht mehr mitmachen. Vor zwölf Jahren hat er die Reißleine gezogen und ist mit seiner Frau in die Schweiz ausgewandert, um hier zu besseren Bedingungen arbeiten zu können. Obwohl Anästhesisten in Deutschland dringend gesucht werden.

Deutschland hat ein ganzes Paket von Herkulesaufgaben zu meistern. Um zukunftsfähig zu bleiben, bedarf es langfristiger Planung und enormer Investitionen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft geht von 450 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren aus, die zusätzlich ausgegeben werden müssen, um bestehende Investitionslücken zu schließen und als Standort attraktiv zu bleiben.

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