Wie der Trabant, Tütenmilch und Warteschlangen gehört die Reichsbahn zum Alltag im Osten. Die DDR setzt von Anfang an konsequent auf die Schiene, erst mit Dampf-, dann mit Dieselloks - und das Reisen mit der Bahn wird immer bequemer.
Gegründet 1924, verbindet die Deutsche Reichsbahn die Menschen, wird aber schon bald auch Kriegswerkzeug der Nazis. "Räder müssen rollen für den Sieg!" lautet die Parole. Dabei liegt die Welt längst in Trümmern. Nach Kriegsende ist Deutschland zweigeteilt. In der Sowjetzone, der späteren DDR, wird die Deutsche Reichsbahn ab 1949 die Staatsbahn der DDR. Vom Dampf- übers Diesel- bis ins Elektro-Zeitalter bleiben Züge noch lange Zeit das Transportmittel Nummer eins, zuverlässig, pünktlich und vor allem preiswert.
Schneller Wiederaufbau trotz Reparationsleistungen
Was die Männer und Frauen in Diensten der DR leisten, ist beeindruckend. Trotz der Zerstörung eines großen Teils des Streckennetzes, der Waggons und der Lokomotiven sind bereits zwei Jahre nach Kriegsende hunderte von Zügen wieder fahrbereit. Auch die Hauptstrecken in der Sowjetischen Besatzungszone sind wieder befahrbar, und das, obwohl viel Schienenmaterial und Maschinen als Reparationsleistungen an die Sowjetunion abtransportiert worden sind. Im Westen war die Bahn weit weniger von solchen Wiedergutmachungsmaßnahmen betroffen.
Doch in den 50er Jahren verlassen die ersten neu gebauten Dampfloks wieder die alten Produktionsstandorte und findige Ingenieure entwickeln in Görlitz die ersten Doppelstockzüge für den Personennahverkehr. Tausende Diesel- und Elektrolokomotiven werden im Auftrag der Deutschen Reichsbahn hergestellt und das elektrische Streckennetz ausgebaut.
DR - Immer für eine Herausforderung gut
Trotz des permanenten Rohstoffmangels, wirtschaftspolitischer Fehlentscheidungen und ständiger Materialknappheit erreicht das Transportvolumen der DDR 1980 fast die Größenordnung der Bundesbahn, obwohl diese ein doppelt so großes Streckennetz besitzt. Sei es im Kampf mit sandiger Braunkohle, mit dem tosenden Lärm sowjetischer Güterloks oder gegen das Zerbröseln der Beton-Schwellen, wer bei der DR arbeitete, hatte immer eine Herausforderung zu stemmen.
Nachdem der erste Teil der ZDFinfo-Dokumentationsreihe "DDR mobil" im vergangenen Jahr die Erinnerung an Trabi, Wartburg und Schwalbe-Mopeds wachrief, erweckt Folge zwei "DDR mobil - Zwischen Reichsbahn und Rasendem Roland" nun den Verkehr auf der Schiene wieder zum Leben, an Orten, wo noch heute an alten Loks gehämmert und geschraubt wird, wo sich tausende Eisenbahnfans treffen und in Sonderzügen unterwegs sind. Bahnexperten und ehemalige Mitarbeiter kommen dabei ebenso zu Wort wie leidenschaftliche Fans von heute.