Der Sportjournalist erinnert sich noch gut: Mit vier Jahren nimmt ihn sein polnischer Vater Leon Reif auf dem Motorrad mit zu seinem ersten Fußballspiel. Das weckt Marcel Reifs Begeisterung für den Fußball.
Flucht, Vertreibung, Scheitern
Der junge Marcel erlebt seinen jüdischen Vater als lebenslustigen Mann. Doch er nimmt auch dessen Stimmungsschwankungen wahr. Die Gründe dafür kennt er damals nicht. Erst Jahrzehnte später, nach dem Tod Leon Reifs, erzählt ihm seine katholische Mutter, was hinter den Depressionen steckte. Es waren traumatische Erlebnisse von Flucht und Vertreibung in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Leon Reif überlebte den Holocaust nur knapp. Andere Familienmitglieder wurden ermordet.
Nach dem Krieg, in Polen durch wirtschaftliche Nöte und Pogrome bedroht, emigriert Familie Reif nach Israel. Doch sie fremdelt mit der neuen Heimat. Vater Leon gelingt es nicht Fuß zu fassen und sein Sohn Marcel scheitert schon an der Sprachbarriere.
Mit dem Schweigen brechen
Mit der Ankunft in Deutschland wendet sich das Blatt. In Kaiserslautern findet die Familie Anschluss. Doch auch wenn ihre Existenz nun gesichert ist, spricht Leon Reif nicht über den Holocaust. Er will seinen Kindern eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen.
Marcel Reif bricht das Schweigen seines Vaters, indem er dessen Geschichte und die seiner Familie erzählt.