Die Stimmung ist schlecht, bei Kommunen, die an der Unterbringung von Geflüchteten verzweifeln, bei Beratungsstellen, die Flüchtlinge in Arbeit bringen wollen und bei den Geflüchteten selbst, die sich integrieren wollen, aber unter den starren Regeln leiden.
"Wir sind am Limit! Wir schaffen es nicht mehr", sagt Achim Brötel, Vorsitzender des Deutschen Landkreistags. Unterwegs in seinem Heimat-Landkreis im Neckar-Odenwald gibt Brötel offen zu, dass die Kapazitäten bei der Aufnahme Geflüchteter nahezu erschöpft seien, und die Politik endlich die Migration stärker begrenzen müsse. Jeden Monat kommen in die 7500 Einwohner Gemeinde 50 neue Geflüchtete. Die Herausforderungen sind enorm: Die Unterstützung der Ehrenamtlichen ist kaum noch da, zudem gibt es zu wenig Sprachkurse. Und, so ein Mitarbeiter, könne man sich "grundsätzlich schon mal fragen, was vor allem junge Männer in unserem Dorf die ganze Zeit machen sollen, denn arbeiten dürfen sie ja nicht."
Im Landkreis Naumburg in Sachsen-Anhalt kommen auf die rund 180.000 Einwohner gut 16.000 Menschen, die keinen deutschen Pass haben. Die Leiterin der Ausländerbehörde, Nicole Wenzel, erfährt mit ihren gut zwei Dutzend Mitarbeitenden Tag für Tag, wie kraftraubend die Arbeit ist. Alle hier sind motiviert, aber "ohne Geld, ohne das Personal, stoßen wir hier täglich an unsere Grenzen", sagt Menzel. Die Ausländerbehörden müssen heute fast doppelt so viele Ausländer verwalten wie noch vor zehn Jahren. Der Frust ist auch bei den Menschen in den Ämtern groß, das legt eine Studie nahe. Denn ausgerechnet dort, wo der Fachkräftemangel gelöst werden soll, fehlt es an Personal.
Auch die Situation an Deutschlands Schulen ist alarmierend. Dort fehlt es schon jetzt an bis zu 40.000 Lehrkräften. Rektorin Christiane Gühmann ist mittendrin in diesem System. Von den Grundschülern in der Essener Karlsschule haben etwa 60 Prozent einen Migrationshintergrund. "Zuwanderung ist herausfordernd, vor allem für eine kleine Grundschule wie unsere", sagt Gühmann. Zu wenig Platz und zu wenig Personal. Eine Sporthalle fehlt, so dass der Sportunterricht regelmäßig auf den Fluren stattfinden muss. "Wie wollen wir hier alle Kinder ordentlich ausbilden, geschweige denn gut integrieren?" Ratlosigkeit, auch wenn sie sich mit viel Engagement gegen die Probleme stemmen.
Serdar Kazanci betreibt in Berlin-Kreuzberg einen Fischimbiss. Als Sohn eines türkischen Gastarbeiters ist er in Deutschland geboren, hat aber einen türkischen Pass: Serdar sieht unkontrollierte Zuwanderung kritisch und ist mit der Migrationspolitik der Regierung völlig unzufrieden: "Ich bin ja selbst Ausländer, für mich ist jeder willkommen in Deutschland. Aber auch nur soweit, wie er sich an die Gesetze hält und an die gesellschaftlichen Normen." Gleich nebenan betreibt Ercan Yaşaroğlu ein Café und stößt in die gleiche Kerbe. Yaşaroğlu kam 1982 als politscher Flüchtling aus der Türkei nach Kreuzberg und nahm 1987 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Die Männer sind sich einig: "Wenn die Regierung so weitermacht, machen sie unser schönes Deutschland kaputt." Dabei steht für die beiden eines fest: "Ohne Einwanderung würde unser Land gar nicht funktionieren."
Eine ZDF-Reportage über erschöpfte Migranten und Helfer in Deutschland.