Sie kommen zu Fuß, mit der Brockenbahn oder mit dem Mountainbike. Wind und Schnee machen den Brocken für die, die dort leben und arbeiten, zur Herausforderung.
Beim Brockenwirt auf 1142 Metern Höhe geht es mitunter zu wie auf dem Oktoberfest. Bergluft macht hungrig – und so gibt es an manchen Wochenenden Tausende Menschen zu bewirten. Der Touristensaal fasst 300 Besucher, oft heißt es, Schlange stehen. "Wir müssen hier oben auf alles gefasst sein: dass wir eingeschneit sind, dass wir von Besuchern überrannt werden oder dass bei Unwetter nicht ein einziger Wanderer kommt." Daniel Steinhoff ist Pächter der Gastwirtschaft und eines Hotels fast genau auf der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Auch die Versorgung ist nicht so leicht zu organisieren wie im Flachland. Jede Tüte Pommes, jeder Satz Bettwäsche wird über den ehemaligen Grenzpostenweg hinaufgebracht.
Für die Mitarbeiter des Restaurants und des Hotels gibt es einen eigenen Allradbus – mit dem geht es morgens hoch und abends wieder runter. "Wir haben hier schon alles erlebt. Es ist jeden Tag anders. Orkan, Schneesturm, Nebel. Manchmal geht's nur mit Schneemobil. Das ist schon eine besondere Atmosphäre hier oben", sagt Mandy S., Restaurantleiterin auf dem Brocken, die ihre Arbeit auf dem Gipfel genießt.
Das meistfotografierte Motiv dort oben dürfte jedoch die dampfende Brockenbahn sein. Fünfmal am Tag schnauft sie im Winter hinauf auf Deutschlands höchstgelegenen Bahnhof. Meist sind Dampfloks unterwegs – die letzten ihrer Art, die in der DDR gefertigt wurden. Sie fehlen auf keiner Postkarte mit Harz-Motiv.
Das Fun-and-Action-Areal "Harzdrenalin" an der Rappbodetalsperre hat es auf den Nervenkitzel der Besucher abgesehen. An kilometerlangen Stahlseilen können Mutige, wie Kati und Mandy aus Suhl, durch die "Hölle" rasen. Oder den "Gigaswing" ausprobieren, wo man an einem riesigen Pendel hängend 75 Meter in die Tiefe fällt. Mehr als 500.000 Besucher pro Jahr zählen sie dort. Trainerin Sophie gehört zu jenen schwindelfreien Mitarbeiterinnen des "Harzdrenalin"-Teams, das jede Woche die Anlagen auf Sicherheit überprüft. Sie hangelt sich unter einer knapp 500 Meter langen Hängebrücke entlang, um die Verbindungen der Stahlseile zu prüfen. Schwindelerregend, dieser Job. "Aber genau der Kick, den ich haben wollte. Und hier kann ich ihn ausleben!"
Etwas gemütlicher und gediegener geht es im Westharz zu, in der 1000-jährigen Stadt Goslar. Die Weltkulturerbe-Stadt lockt zahlreiche Besucher mit mittelalterlicher Fachwerkarchitektur. Von einer ganz besonderen Seite erleben Schornsteinfegermeister Joachim Miehe und seine Schwiegertochter Hilke die Stadt. Beide kennen hier so gut wie jeden Dachboden, jeden First, jede Feuerstätte – und die Bewohner, die noch Öfen betreiben. Jetzt im Winter der Energiekrise haben sie besonders viel zu tun, weil viele ihre alten, teils stillgelegten Feuerstätten wiederentdecken.
Die "ZDF.reportage" erzählt von den Menschen hinter den Kulissen des Harzes im Winter. Der Film zeigt Lebens- und Arbeitswelten dort, wohin andere ziehen, um einen Kurzurlaub zu genießen.