Sozialarbeiter und Kommunen klagen, dass sie die Hilfe für die Anzahl der Menschen kaum noch bewältigen können. Behält die Politik diese Menschen überhaupt im Blick? Und was wird unternommen, um die angespannte Situation zu entschärfen?
Julia P. sucht seit Monaten verzweifelt im brandenburgischen Bad Belzig eine Wohnung. Mehr als 30 Bewerbungen – ohne Erfolg. Die 38-Jährige fühlt sich benachteiligt: "Die Vermieter bevorzugen Hartz-IV-Empfänger und Zuwanderer, also Menschen, bei denen die Miete vom Amt kommt." Sie selbst arbeitet als Vollzeitkraft in einem Café. Auf dem freien Wohnungsmarkt steigen die Mietpreise, immer mehr Menschen finden keine bezahlbare Wohnung.
Den Verteilungskampf beobachtet auch Sozialarbeiterin Anna-Sofie Gerth von der City-Station in Wilmersdorf. Allein in Berlin leben schätzungsweise 6000 Obdachlose. Gerth erzählt vom Verdrängungswettbewerb um gute Schlafplätze, beim Pfandflaschensammeln oder um ein warmes Mittagessen. "Wir sehen eine Hierarchie der Armut auf der Straße und einen verstärkten Rassismus", sagt die Berliner Sozialarbeiterin.
In Offenbach gibt es die deutschlandweit einzige auf Senioren spezialisierte Arbeitsvermittlung. Immer mehr müssen sich im Alter etwas hinzuverdienen, um nicht in die Altersarmut abzurutschen. Arbeitsvermittlerin Antje Dins hat alle Hände voll zu tun. Ihr Klient Peter H. hat sein Leben lang gearbeitet, doch es reicht trotzdem nicht. "Vor zwei Jahren habe ich eine Hose benötigt. Das Geld war nicht da. Da habe ich meine Briefmarkensammlung verkauft", erzählt der rüstige Senior. Mit einem Job will er sich jetzt ein paar Euro dazuverdienen.
Die "Tafel Niederberg" im nordrhein-westfälischen Velbert versorgt Bedürftige seit knapp zehn Jahren mit Lebensmitteln. Seitdem kommen immer wieder andere Gruppen hierher. "Manchmal haben wir mehr Rentnerinnen und Rentner, manchmal mehr Alleinerziehende, dann haben wir wieder mehr Menschen mit Migrationshintergrund", erzählt die Leiterin der Tafel, Renate Zanjani. Unter den Bedürftigen beobachtet sie immer mehr Neid und Missgunst.
Sozialarbeiterin Linda Rennings kämpft am Wiener Platz in Köln seit 2012 für die Belange von Hilfsbedürftigen. Regelmäßig verteilen die 58-Jährige und ihr Team Essen und Getränke. Jeder kann kommen und sich etwas abholen. Auch eine Ärztin ist vor Ort. Sie übernimmt die Erstversorgung von Wunden. Doch Linda Rennings und ihr Team kommen kaum noch hinterher: Die Zahl der Obdachlosen auf dem Platz im Vorort Mühlheim steigt stetig. Viele kommen inzwischen aus der Innenstadt hierher. Die Sozialarbeiterin beobachtet mit Sorge einen wachsenden Rassismus auf der Straße – Streit um Pfandflaschen, Schlafplätze und Lebensmittel.
Die "ZDF.reportage" begleitet Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, und zeigt die wachsende Konkurrenz um Wohnraum, Schlafplätze und Nahrung.