Bewusst suchen die "Liebesbetrüger" vor allem ältere, vermeintlich wohlhabende Frauen, zum Beispiel in seriösen Online-Partnerbörsen. Die Fotos, die sie verschicken, sind gestohlen, die Biografie ist erfunden. "Romance Scam" nennen Experten diese Betrugsmasche.
Dagmar (63), Controllerin aus Stuttgart, wurde im Internet angeschrieben. Kelly Riscott (45) behauptete, er sei Manager einer großen Straßenbaufirma. Beruflich sei er weltweit unterwegs, wolle aber gern nach Deutschland kommen, um dort mit ihr zu leben. Nach vielen E-Mails und Telefonaten kamen sich beide immer näher, und Kelly versprach ihr die große Liebe. Da war es um die verwitwete 63-Jährige geschehen.
Als Kelly ihr dann noch offenbarte, dass er ein großes Problem habe, fühlte sie sich geschmeichelt. Er erzählte ihr, dass ihm ein wichtiger Vertrag geklaut worden sei, und nun brauche er schnell Geld. Sie half sofort. Bis Mitte 2020 überwies Dagmar insgesamt 119.000 Euro an ihren angeblichen Freund in Not. Dann wurde sie stutzig, weil er ihr Sachen, Dinge und Namen nannte, die nachweislich nicht stimmten. Außerdem machte er Druck, sie solle ihre Söhne nach Geld fragen.
Dagmar ist kein Einzelfall. Auch Doro fiel auf einen "Romance Scammer" herein. Die 48-jährige Hotelbesitzerin hat 4000 Euro verloren. Bill Monroe, ihr Liebster, sagte ihr, er sei Bankangestellter, und es ginge um 6,2 Millionen Euro, die auf einem Offshore-Konto bei der Kasikorn Bank in Thailand lägen. Um an das große Geld zu kommen, benötigte er immer wieder ihr Geld. Doro schickte ihm, per Überweisung, nach und nach 4000 Euro auf sein deutsches Konto bei der N26 Bank.
Helga Grotheer kennt den Online-Liebesbetrug gut. Sie ist früher selbst einmal auf einen "Liebesbetrüger" hereingefallen. Seitdem versucht sie, aufzuklären und betroffenen Frauen zu helfen.
Wenn sie die Frauen aufklärt, fallen die Betroffenen meist aus allen Wolken. "Wenn ich den Frauen auf dem Computer zeige, dass sie es mit einem professionellen Scammer zu tun haben, weinen sie meist bitterlich. Sie schämen sich unendlich und fallen in ein tiefes emotionales Loch, gefolgt von Lethargie. Das ist die erste Chance, zu helfen und die Personen wieder aufzupäppeln und ins normale Leben zurückzuführen."
Meist folgt dann die Strafanzeige bei der Kriminalpolizei, was auch kein leichter Weg für die Betroffenen ist, denn die Gesellschaft und auch die Polizei belächeln die von Liebesbetrug Betroffenen oft. Eine Statistik zum Liebesbetrug im Internet gibt es nicht, denn beim "Romance Scam" handelt es sich nicht um einen eigenen Straftatbestand, sondern um eine der unzähligen Facetten des Betruges.
Die "ZDF.reportage" zeigt, wie dreist die Betrugsmasche mit den "Liebeslügen" funktioniert.