Doch der Haustier-Boom in Deutschland hat seine Schattenseiten: Da viele Menschen den Betreuungsaufwand für ihre Tiere unterschätzen, werden sie nach kurzer Zeit häufig wieder abgegeben oder einfach ausgesetzt. Viele von ihnen landen dann in einem Tierheim.
Für Deutschlands größtes Tierheim in Berlin hat der Haustier-Boom somit Vor- und Nachteile zugleich. Es gibt viele Nachfragen von Menschen, die sich ein Haustier zulegen wollen. Gleichzeitig hat das Tierheim aber Probleme, Tiere die abgegeben oder einfach ausgesetzt wurden, unterzubringen und zu versorgen. Eine Herausforderung für die Tierpfleger*innen.
Ob medizinische Versorgung, Fütterung, Reinigung der Boxen und Käfige, Hundetherapie, Gänseerziehung oder ein Wurf Katzenbabys – die 180 Mitarbeiter*innen im Tierheim Berlin-Hohenschönhausen sind permanent für das Wohl ihrer Schützlinge im Einsatz. Es ist mit 1300 Tieren, die dort zurzeit ihr Zuhause haben, das größte Tierheim Deutschlands. Viele der aufgefundenen oder abgegebenen Tiere sind in einem verwahrlosten Zustand, wenn die Pfleger*innen sie in Empfang nehmen. Die Mitarbeiter*innen haben alle Hände voll zu tun, die meist vierbeinigen Waisen wieder aufzupäppeln.
Der Zustand vieler Tiere ist schlecht. Viele wurden über Wochen und Monate falsch gepflegt und nicht richtig ernährt. Parasiten und andere Krankheiten sind da nicht ungewöhnlich. "Unsere Arbeit zahlt sich aus, wir sehen immer wieder, dass Tiere, die vorher nicht vermittelbar waren, weil sie aggressiv oder verwahrlost sind, hier wieder auf die Beine kommen", sagt Tierärztin Xenia Katzurke.
Erfahrungen mit solchen Tieren hat auch Tierschutzberaterin Rica. Sie arbeitet mit ihrem Kollegen Michael im Außendienst, geht Meldungen über Tierquälerei nach und rettet hilfsbedürftige Tiere aus Notlagen. Weil die Tierschutzberater*innen des Tierheims keine Verfügungsgewalt haben, dürfen sie vernachlässigte Haustiere nicht einfach den Besitzer*innen wegnehmen. Sie sind nach Hinweisen auf die Hilfe von Polizei und Amtstierärzt*innen angewiesen und stets zur Stelle, wenn Tiere in verwahrlosten Wohnungen gefunden oder illegalen Tierhändler*innen weggenommen werden. Auch die Tausenden herrenlosen Katzen auf den Straßen Berlins gehören zum Aufgabengebiet von Rica: "Wir fangen Katzen ein, damit sie sich nicht mehr ungehindert vermehren können, und bringen sie ins Tierheim. Hier werden die Katzen kastriert und dann an neue Besitzer vermittelt."
Für das Tierheim arbeiten aber nicht nur angestellte Tierpfleger*innen, es gibt auch viele ehrenamtliche Helfer*innen, zum Beispiel Kerstin Cyrus. Sie ist ehrenamtliche "Katzenstreichlerin" im Tierheim Berlin – und das mit Leidenschaft. Ihre Mission: den Katzen zu zeigen, dass Menschen es gut mit ihnen meinen. "Wir sorgen dafür, dass die Tiere sich wieder an den Menschen gewöhnen, dass soziale Problemfälle wieder zutraulich werden und dann auch irgendwann wieder in eine Familie gegeben werden können", sagt die 52-Jährige.
Neben dem Aufpäppeln der vernachlässigten Tiere ist das zweitwichtigste Ziel des Tierheims die Tiervermittlung. Denn alle dort Gestrandeten sollen so schnell wie möglich ein neues Zuhause finden. Manche bleiben nur ein paar Tage, bis jemand sie aufnimmt, für andere wird das Asyl zum Alterssitz. Immer wieder erzählen die Geschichten der Tiere von dem, was in der Gesellschaft generell schiefläuft.
Die "ZDF.reportage" blickt hinter die Kulissen von Deutschlands Tierheim XXL in Berlin.