In keiner anderen Stadt ist Betteln so geduldet, in den meisten Städten darf man höchstens still und demütig betteln – oder eben gar nicht. Deswegen kommen die Bettler nach Berlin. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen um Geld betteln.
Dani hält einer Geldautomatenkundin die Tür auf. Sie lächelt freundlich und zaubert dabei sogar ein Lächeln auf das Gesicht der Kundin. Das freut Dani sehr, auch wenn die Kundin nichts springen lässt. "Ich möchte freundlich sein und die Leute nicht bedrängen." Dani kam vor zehn Jahren aus Hamburg nach Berlin. Obwohl sie drogensüchtig ist und bettelt, schauen die Menschen dort nicht auf sie herab, bemerkt sie. Dani weiß das zu schätzen und verteidigt ihren Bettelplatz im Geldautomatenraum einer Berliner Bank bis aufs Blut.
Thomas hat Angst, dass er erkannt werden könnte, wenn er seine täglichen Betteltouren durch die U- und S-Bahnen Berlins macht. Schließlich hat er bis vor drei Jahren noch als Fleischermeister gearbeitet, lebte mit seiner Frau in Nordrhein-Westfalen. Die Heroinsucht hat ihn aus der Bahn geworfen. "Die Berliner nehmen Anteil. Das macht die Stadt für mich attraktiv", sagt er.
Auch Stela finanziert ihren Drogenkonsum über das Betteln. Vor 20 Jahren kam sie aus Bayern in die Hauptstadt. Die 42-Jährige hat zwei Söhne. Der Ältere studiert Medizin, der Jüngere lebt in einer Wohngruppe. Sie selbst hat einen Platz im Obdachlosenheim.
Sünje Hansen ist Einzelfallhelferin und im Auftrag der Deutschen Bahn und der Berliner Verkehrsbetriebe unterwegs. Früher wurden die Bettler einfach aus den U- und S-Bahnstationen geworfen – heute will man ihnen lieber helfen. Sünjes Ziel ist es, obdachlose Bettler langfristig wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Der Berliner Hauptbahnhof scheint fest in der Hand der Roma. Dort ist ihr Revier. Sie bleiben oft mehrere Monate in Berlin und schicken das Geld zu ihren Familien nach Hause. In Rumänien ist Betteln verboten.
Die "ZDF.reportage" begleitet Bettler in Berlin, zeigt den Verteilungskampf und die Konflikte zwischen den Gruppierungen und bietet einen Blick auf Berlin als Hauptstadt der Bettler.