Erdbeben, Vulkane und Stürme. Seit Menschengedenken haben diese Naturphänomene unseren Planeten im Griff. Sie zerstören, töten, vernichten. Aber sie spenden auch Leben, schaffen neues Land und lassen Böden fruchtbar werden. Wir erleben sie gleichzeitig als faszinierende Naturschauspiele und heimtückische Bedrohung. Was sie am gefährlichsten macht, ist ihre Unberechenbarkeit.
Um die Mechanismen des Planeten besser zu verstehen und so die nächste Naturkatastrophe möglichst rechtzeitig voraussagen zu können, sind Wissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen ständig an den gefährlichsten Orten der Welt im Einsatz. Statt Erdbeben, Vulkane und Stürme nur als Einzelphänomene zu untersuchen, haben die Forscher seit einiger Zeit angefangen, diese Naturgewalten zunehmend als Ganzes zu betrachten. Dabei sind sie merkwürdigen Zusammenhängen auf die Spur gekommen: Offensichtlich bedingen sich viele Naturphänomene gegenseitig.
In Chile untersucht beispielsweise der Geophysiker Stephen Miller von der Universität Bonn mit seinem Team eine Region in den chilenischen Anden. 2010 hatte ein gewaltiges Erdbeben den Seeboden vor der Küste Chiles erschüttert. Miller installierte Seismografen im Hinterland der Küstenregion, um zu beweisen, was Charles Darwin hier schon einmal vor 175 Jahren beobachtet hat: Erdbeben können Vulkanausbrüche verursachen. Wie genau die beiden Naturgewalten einander beeinflussen, untersuchen Miller und sein Team während einer Expedition zu Chiles aktivsten Feuerbergen.
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Stürme können Erdeben und Vulkanausbrüche verursachen
Die Beziehung von Erdbeben und Vulkanismus ist zwar noch nicht umfassend erforscht, aber zumindest legten viele Beobachtungen einen Zusammenhang nahe. Ganz neu ist jedoch die Entdeckung des Geophysikers Shimon Wdowinski von der Universität Miami, der den Nachweis erbracht hat, dass Stürme Riesenbeben verursachen können: Ein Beispiel ist der Taifun "Morakot", der im August 2000 über Taiwan wütete. Nur ein halbes Jahr später erschütterte das stärkste Beben seit mehr als 100 Jahren den Südosten des Landes. "Morakot" ließ binnen fünf Tagen knapp viermal so viel Wasser zu Boden prasseln, wie auf gleicher Fläche jährlich in Deutschland fällt. Die Sturzfluten entfesselten zahllose Erdlawinen. Gigantische Mengen Erdreich strömten auf diese Weise vom Festland ins Meer. Von der Last befreit, geriet der Untergrund in Bewegung. Die Erde bebte. Stürme scheinen weltweit durch den Transport großer Mengen von Erde, Sand und Wasser viel stärker auf die Oberfläche der Erde einzuwirken als bislang angenommen. Sie können nicht nur Erdbeben, sondern auch Vulkanausbrüche auslösen.
Auch die Auswirkung großer Vulkane auf das weltweite Wettergeschehen ist ein wesentlicher Forschungsbereich. Der Vulkan Nyiragongo ist in der vom Bürgerkrieg geschüttelten Republik Kongo für Forscher kaum erreichbar. Dabei halten die Wissenschaftler eine permanente Überwachung des Feuerbergs für dringend notwendig. In 3500 Meter Höhe brodelt in seinem Krater ein 1000 Grad Celsius heißer Lavasee - ein außergewöhnliches Naturschauspiel und zugleich einer der größten natürlichen Umweltverschmutzer der Welt. Täglich spuckt der Vulkan so viel Schwefeldioxid aus wie alle anderen Vulkane der Erde zusammen. Über die langfristigen Auswirkungen auf das Klima gibt es mittlerweile erste Erkenntnisse. Was jedoch ein Ausbruch des Giganten bedeuten würde, können die Wissenschaftler nur erahnen.
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