Der Sturm auf Jerusalem 701 vor Christus gehört zu den spannendsten Geschichten des Alten Testaments. Sie erzählt, wie das assyrische Heer vor den Mauern Jerusalems steht - und Jahwe die heilige Tempelstadt rettet. Die assyrischen Quellen dagegen wissen nichts von alledem und rühmen vielmehr den erfolgreichen Feldzug. Forscher gingen der Geschichte nun nach.
Am Ende des 8. Jahrhunderts vor Christus brodelt es im Heiligen Land. Die Menschen leiden unter der Fremdherrschaft durch die Assyrer, deren Weltreich sich vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer erstreckt. Als der assyrische Großkönig auf einem neuen Eroberungszug getötet wird, entsteht plötzlich ein Machtvakuum, das zu Unruhen und Aufständen im Land führt.
Machtstrukturen brechen auf
Auch der judäische Vasallenkönig Hiskia nutzt die Gunst der Stunde. Hiskia stellt seine Tributzahlungen an den Königshof von Assur ein und fühlt sich der verhassten Weltmacht nicht länger untertan. Assyrien antwortet mit einer massiven Strafaktion.
Der neue, starke Mann an der Spitze, Großkönig Sanherib, zieht auch gegen Jerusalem. Er schlägt eine Schneise der Zerstörung, macht Städte und Dörfer dem Erdboden gleich und steht schließlich vor den Toren der heiligen Tempelstadt, dem religiösen Zentrum des judäischen Staates.
Übermacht des feindlichen Heeres
Jerusalem scheint hoffnungslos verloren. Zu groß ist die Übermacht des feindlichen Heeres, um an Rettung zu glauben. Doch dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Die Assyrer ziehen ab. Jerusalem bleibt unversehrt, und König Hiskia wird kein Haar gekrümmt.
Quellen widersprechen sich
Dem Alten Testament nach hat der hebräische Gott Jahwe die Tempelstadt gerettet. Er hat die verzweifelten Gebete Hiskias erhört und nachts seinen Racheengel in das Feldlager der Feinde geschickt. Als am nächsten Morgen 185.000 Mann tot in ihrem
Blut liegen, erfasst den assyrischen König das Grauen, berichtet die Bibel. Der Herrscher bricht die Belagerung umgehend ab und tritt übereilt den Rückzug an.
Die assyrischen Quellen dagegen wissen nichts von alledem. Sie rühmen den erfolgreichen Feldzug und betonen, dass Sanherib 46 judäische Städte erobert und Hiskia in seiner Hauptstadt "wie einen Vogel in seinem Käfig" eingesperrt und zu gigantisch hohem Tribut verpflichtet hat.
In Jerusalem haben Forscher aber weder Brand- noch andere Zerstörungsspuren aus der Assyrerzeit gefunden. Sie entdeckten die Stadtmauer im Westen sowie die unterirdische Wasserleitung, von der die Bibel berichtet. Auf dem Tempelberg holten die Archäologen vor kurzem ein völlig unbeschädigtes Amtsgebäude aus der Zeit Hiskias aus dem Boden. Kein Zweifel: Auch nach der Invasion der Assyrer florierte die Tempelstadt, und Hiskia regierte noch viele Jahre.
Bedeutende Epoche
Hat die Bibel also Recht? Aber warum ließ sich Sanherib, der als blutrünstiger Eroberer gefürchtet war, das Ziel seines Feldzugs entgehen? Und warum sah er davon ab, Jerusalem zu schleifen und den Anführer Hiskia zu Tode zu foltern, wie er es sonst üblicherweise mit anderen Aufständischen tat?
Der Film geht der spannenden Frage nach, was 701 vor Christus in Jerusalem wirklich geschah, und versucht, die historische Wahrheit hinter dem Bibeltext zu erforschen. Aus den biblischen Quellen, den assyrischen Keilschriften und Bilddokumenten sowie dem archäologischen Befund ergibt sich ein erstaunlich lebhaftes Bild der Geschehnisse in Juda und Jerusalem. Das Ereignis findet statt in einer Epoche, die als Markstein auf dem Weg zum Monotheismus gilt und somit von maßgeblicher Bedeutung für die kulturelle Geschichte des Abendlands ist.