Der Taj Mahal: Wahrzeichen Indiens, Juwel der Architektur und das Monument einer großen Leidenschaft. Sein Erbauer ist Shah Jahan, der im 17. Jahrhundert über das indische Reich der Großmoguln regiert. Unter den Moguln wird Indien das erste Mal seit Ashoka wieder vereint. Die Invasoren aus dem Norden führen das Land in eine neue Zeit der Blüte. Und sie bringen eine neue Religion mit, die von nun an die Geschichte Indiens mitbestimmen wird: den Islam.
Shah Jahan - der Name bedeutet "Herrscher der Welt" - hat sich bereits als junger Prinz verlobt. Seine Frau ist Mumtaz Mahal, die "Erwählte des Palastes". Dichter rühmen ihre Anmut und Schönheit, vor der sich sogar der Mond schamvoll verbergen würde. Ihre tiefe Liebe wird ein Leben lang halten, Mumtaz Mahal wird Shah Jahans Gefährtin und vertraute Ratgeberin. Nach dem Tod seines Vaters besteigt Shah Jahan 1627 den Thron der Moguln. Eine Machtergreifung mit roher Gewalt: Seine Brüder lässt er brutal ermorden. Unumstritten herrscht er von nun an über das Riesenreich der Moguln. Seine militärische Macht und sein unermesslicher Reichtum werden Geschichte schreiben - ebenso, wie seine Liebe zu Mumtaz Mahal.
Zeit der tiefen Trauer
1631 begleitet die "Erwählte des Palastes", obwohl hochschwanger, ihren Mann auf einen Feldzug gegen Aufständische. Doch bei der Geburt ihres 14. Kindes gibt es Komplikationen, die Mumtaz Mahal nicht überleben wird. Für Shah Jahan beginnt eine Zeit der tiefen Trauer. Sein Bart soll über Nacht weiß geworden sein, Tanz und Gesang werden von nun an nicht mehr an seinem Hof erklingen.
Auf dem Sterbebett, so überliefert eine Legende, äußert Mumtaz Mahal ihren letzten Wunsch: Ihr soll ein Grabmal errichtet werden, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Die Erfüllung dieses Wunsches wird von nun an Shah Jahans Lebensaufgabe. Bald beginnen die Bauarbeiten für das Mausoleum am Ufer des Yamuna-Flusses in Agra. Ein gigantisches Unterfangen: 20.000 Arbeiter und 1000 Elefanten sind elf Jahre im Einsatz.
Ironie des Schicksals
Nur die besten Künstler und Handwerker sind am Taj Mahal tätig, und nur die kostbarsten Materialien werden für den Bau verwendet: Das Mausoleum erhält eine Fassade aus dem wertvollsten Marmor der Welt, in den Ornamente aus Halbedelsteinen eingelassen werden. Ein Aufwand, der sich lohnen wird: Mit dem Taj Mahal errichtet der Großmogul ein "Liebesgedicht aus Stein", ein Abbild des Paradieses auf Erden und das vollkommenste Bauwerke der Menschheit.Doch die Kosten für den Bau verschlingen Unsummen. Die Folgen sind Unruhen und Aufstände im Land, der Staatskasse droht der Bankrott. 1657 wird Shah Jahan vom Thron geputscht - von seinem eigenen Sohn. Der "Herrscher der Welt" muss den Rest seines Lebens in Gefangenschaft verbringen, eingesperrt im Roten Fort von Agra. Ironie des Schicksals: Das Fort liegt gegenüber dem Taj Mahal, nur durch den Yamuna-Fluss getrennt. So hat der gestürzte Herrscher tagtäglich nicht nur das Symbol seiner einstigen Macht, sondern auch die Erinnerung an seine geliebte Ehefrau vor Augen. Im Alter von 74 Jahren stirbt Shah Jahan. Er wird im Taj Mahal an der Seite von Mumtaz Mahal beigesetzt. Sein architektonisches Meisterwerk aber bleibt unsterblich.