Als die "Admiral Graf Spee" am 21. August 1939 in Wilhelmshaven die Anker lichtet, ahnt niemand, dass der deutsche Panzerkreuzer nicht mehr zurückkehrt. Zehn Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges macht sich das Paradeschiff der Deutschen Flotte auf den Weg zu einer geheimen Mission.
London unter Zugzwang
Das Ziel kennt allein Kapitän Hans Langsdorff, der seinen brisanten Auftrag erst auf hoher See enthüllt: Die "Graf Spee" soll sich im Südatlantik auf die Lauer legen und den englischen Handelsverkehr beobachten. Eine "getarnte Mobilmachung", wie es im Logbuch heißt, um im Kriegsfall die Versorgung des Königreichs mit Gütern aus den Kolonien zu kappen. Am 26. September erhält der Kommandant Order, so viele britische Schiffe zu versenken wie möglich. Die Jagd ist eröffnet. In den ersten Kriegsmonaten geht der Plan auf: Innerhalb weniger Wochen schickt die "Admiral Graf Spee" knapp 50.000 Bruttoregistertonnen auf den Meeresboden. Der gigantische Verlust setzt die Heeresleitung in London Whitehall unter Zugzwang. Tag und Nacht glühen in der Zentrale der Royal Navy die Telefondrähte. Der britische Nachrichtendienst ist der "Admiral Graf Spee" verzweifelt auf den Fersen. Doch ohne Erfolg. In den Weiten des Ozeans bleibt der Taschenpanzerkreuzer unentdeckt. Um ihre Frachter bestmöglich zu schützen, bleibt der Admiralität nichts anderes übrig, als den englischen Flottenverband im Südatlantik zu verstärken. Die Strategie der Deutschen ist aufgegangen: Großbritannien zieht seine Kriegsschiffe von den Kampfschauplätzen im Nordatlantik ab.
Im Dezember beschließt Kapitän Langsdorff die Rückkehr in die Heimat. Doch zuvor will er einen letzten großen Coup landen. Der Geheimdienst in Berlin meldet englische Schiffskonvois vor Südamerika. Langsdorff wittert seine große Chance und hält mit voller Kraft auf die Küste zu - dem Feind direkt in die Arme. Denn was sein Maat am Morgen des 13. Dezember für einen Geleitzug hält, entpuppt sich als Verband hochgerüsteter Kriegsschiffe. Kurze Zeit später tobt die erste Seeschlacht des Zweiten Weltkrieges vor der Mündung des Rio de la Plata. Zwar kann Langsdorff dem Gegner schweren Schaden zufügen, doch auch die "Spee" kassiert vernichtende Treffer. Es gibt sogar Tote und Verletzte.
In der Falle
Der Handelsstörer muss den nächsten Hafen anlaufen, um die Maschinen zu überholen. Mit langsamer Kraft voraus - dicht gefolgt von zwei englischen Kreuzern - steuert der Kapitän das neutrale Montevideo an. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Denn Uruguays Unabhängigkeit besteht nur auf dem Papier. Tatsächlich pflegt die Regierung mit Großbritannien enge Wirtschaftsbeziehungen. Langsdorff wird auf Drängen des englischen Botschafters die notwendige Aufenthaltsdauer zur Reparatur verwehrt. Ihm bleiben nur wenige Tage, sein Schiff auf Vordermann zu bringen. In der Zwischenzeit gehen die feindlichen Kampfverbände vor der Flussmündung auf Position. Langsdorff weiß, er sitzt in der Falle und fasst einen waghalsigen Plan.
Am Abend des 17. Dezember läuft das Kriegsschiff unter den Augen der Weltöffentlichkeit aus dem Hafen aus. Tausende von Schaulustigen und Reporter säumen den Pier. Sie wollen dabei sein, wenn die Engländer die Deutschen ins Kreuzfeuer nehmen. Doch plötzlich zerreißt eine Explosion die Stille über dem Rio de la Plata. Die "Admiral Graf Spee" geht in Flammen auf und versinkt kampflos im Meer. In einer kühnen Aktion hatte Langsdorff die "Spee" in die Luft gesprengt. Ein Großteil der 1100 Mann starken Besatzung war längst auf dem sicheren Weg nach Argentinien. Nur eine kleine Crew begleitete den Schiffsführer und verteilte die Sprengsätze mit den Zeitzündern.
"Feigheit vor dem Feind"
Bis zuletzt hielt Langsdorff an seinem Entschluss fest, mit der "Spee" unterzugehen. Für ihn war es eine Frage der Ehre, bis zum bitteren Ende auf der Kommandobrücke zu bleiben. Doch dann flüchtet auch er nach Buenos Aires. Dort will er sicher stellen, dass die argentinischen Behörden Hitlers Soldaten als Schiffbrüchige anerkennen und von einer Internierung absehen. Die Schuld am Verlust der "Graf Spee" aber wiegt schwer auf den Schultern des Kommandanten. Am 19. Dezember nimmt er sich das Leben. In seinem Abschiedsbrief schreibt er: "Ich habe meine Absicht solange hinausgeschoben, als noch die Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen war, von denen das Wohl und Wehe der mir anvertrauten Besatzung abhing." Adolf Hitler verurteilte das Vorgehen seines Untergebenen als Feigheit vor dem Feind.
Die Dokumentation erzählt die außergewöhnliche Geschichte des umstrittenen Kapitäns zur See. Für die Rekonstruktion der Ereignisse haben die Filmemacher das Logbuch der "Admiral Graf Spee" durchforstet, mit Langsdorffs Tochter gesprochen und Mitglieder der Mannschaft befragt. Ihre Einschätzungen sowie das noch nie ausgewertete Archivmaterial werfen neues Licht auf die letzte Fahrt der "Admiral Graf Spee".