Supertiere: Die Trickreichen

Seeschwalben nisten in tropischen Küstenkolonien und jagen auf dem offenen Meer. Erst dicht über der Wasseroberfläche machen sie geschickt Beute, indem sie sich oben schwimmende Fische schnappen. Das kriegen auch andere im Revier mit. Fregattvögel machen sich nicht gerne nass, lieben aber fangfrischen Fisch. Dafür haben sie Qualitäten, die Wissenschaftler faszinieren: Sie sind wahre Jagdflieger. Sie attackieren die Seeschwalben so brutal und behindern deren Flug, dass die Bedrängten ihre Beute loslassen müssen. Mit rasanten Flugmanövern gelingt es den Räubern den fremden Fang meist noch in der Luft zu ergreifen. Ziemlich rabiat.

Der Sternnasenmaulwurf hat wohl eine der lustigsten Schnauzen im Tierreich: Sie ist umkringelt von 22 Tentakeln, die rosa-farbig und fleischig sind. Mit dieser Sternnase tastet der Maulwurf blitzschnell Hindernisse oder Beutetiere ab. Forscher haben jüngst herausgefunden, dass die Schnauze mit den Tentakeln das sensibelste Organ im Tierreich ist. Kein Tier auf der Erde kann schneller nach Nahrung tasten. Er ortet und frisst Beute in 0,1 Sekunde. Und ist damit der "Food- Fast"-Fresser schlechthin. Und seine Sternnase – das ist die neueste Entdeckung – kann noch mehr: Der Sternnasenmaulwurf jagt nämlich auch unter Wasser. Dabei atmet er Luftblasen aus, die das Beutetier berühren. Dann atmet er die Luftblasen wieder ein und nimmt die Geruchsstoffe wahr, die in den Blasen eingeschlossen sind. Und das Ganze im Bruchteil einer Sekunde – wirklich rekordverdächtig!

Krötenechsen gehen bis zum Äußersten, um ihren Angreifern den Appetit zu verderben. Erst versuchen sie, Angreifer mit ihrem Dornenkleid abzuschrecken – sie blasen sich auf wie ein Kugelfisch, um größer zu wirken – und wenn das nichts nützt, zünden sie die nächste Stufe: Sie werfen sie sich auf den Rücken, lassen die Zunge heraushängen, verdrehen die Augen und werden ganz schlaff. Mausetot? Von wegen! Kaum ist die Gefahr vorüber, wird die scheintote Echse wieder quicklebendig. Totgeglaubte leben länger ...

Das Fingertier, auch unter dem niedlichen Namen Aye-Aye bekannt, ist wahrlich kein schöner Zeitgenosse. Ein kleines schwarzes, nachtaktives Wesen mit großen Augen, dem die Evolution einen langen, dünnen Mittelfinger mitgegeben hat. Forscher filmten es mit einer Thermo-Kamera und achteten dabei besonders auf diesen langen Finger. Während das Aye-Aye an der Baumrinde klopft, um in Hohlräumen Insekten aufzuspüren, ist dieser nur schwach durchblutet. Wenn es einen Hohlraum findet, ritzt das Fingertier mit seinen scharfen Zähnen die Rinde auf. Während der kleine Lemur mit seinem stöckchenartigen Finger so lange herumpult, bis er eine Made oder einen Käfer findet, nimmt die Duchblutung des Fingers deutlich zu. Dadurch heizt sich der lange Mittelfinger um bis zu sechs Grad auf. Auf diese Weise arbeiten die zahlreichen Nervenzellen vermutlich besser und das "Pulsgerät" reagiert empfindlicher auf die Beute. Geniale Natur.

Wer da lebt, wo er eigentlich nicht hingehört, muss erfinderisch sein. Wasserspinnen der Art Argyroneta aquatica basteln sich am Ufer eines Gewässers aus einer Luftblase eine Art Taucherglocke, die sie mit ihrer feinen Spinnenseide unter Wasser an einer Pflanze verankern. In ihrem "Aqua-Lab" gehen sie dann auf Tauchstation, und das einen ganzen Tag lang. Der Trick: Die Krabbeltiere holen sich den lebenswichtigen Sauerstoff mit Hilfe ihrer Taucherglocke direkt aus dem Wasser. Das funktioniert, weil der sogenannte Sauerstoffpartialdruck innerhalb und außerhalb der Luftblase unterschiedlich ist. Außerhalb der ist er hoch, innen niedrig. Dadurch kann der Sauerstoff aus dem Wasser in die Glocke diffundieren. Ein Supertier mit Supertrick.

ZDF Erstaustrahlung:

Teil 1: "Die Hartnäckigen" am Sonntag, 20. September 2015, 19:30 Uhr

Teil 2: "Die Trickreichen" am Sonntag, 27. September 2015, 19:30 Uhr

Filme von Katharina Kohl (Teil 1) und Tina Weimer (Teil 2)
TV-Redaktion: Sonja Trimbuch

Wissenschaftliche Beratung: Michael Leja
Online-Redaktion: Oliver Unbehend