Tiere spielen meist, um sich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten. Sie perfektionieren Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Kondition. Auch arttypisches Leben in der Gemeinschaft lernen sie im Spiel. Das kostet Zeit und Energie, macht aber Spaß.
Früher dachte man, nur warmblütige Tiere mit gewisser Intelligenz, also Säugetiere und Vögel, würden spielen. Doch in den vergangenen Jahren widmeten sich immer mehr Forscher dem Spiel-Verhalten der Tiere. Sehr schnell wurde klar, dass auch Fische, Reptilien und Weichtiere spielen.
Nicht nur die Jungen spielen
Dabei spielen nicht nur die Jungen. Allerdings ist es bei den meisten Tieren ähnlich wie bei den Menschen: Die Erwachsenen haben schlicht kaum Freizeit. Die meiste Zeit des Tages müssen sie für Nahrung und Sicherheit sorgen. Oft kommen sie mit den aufgenommenen Kalorien gerade so über die Runden. Selbst wenn sie ein paar freie Stunden haben, müssen sie mit Energie und Kräften haushalten.
Da haben es die Jungen besser. Sie werden oft über Monate oder gar Jahre von den Eltern versorgt. Doch was bei den Kleinen nach sinnfreier Selbstbeschäftigung aussieht, ist in Wirklichkeit Lernen fürs Leben. Wenn ein Gibbon-Baby im thailändischen Regenwald erste vorsichtige Ausflüge im Kronendach unternimmt, lernt es auf spielerische Weise, wie man sich als Gibbon in dieser lebensgefährlichen Umgebung am besten fortbewegt. Es lernt, Äste und Zweige zu beurteilen, Entfernungen einzuschätzen, die richtigen Hand- und Fußgriffe und vieles mehr.
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Spiele machen fit für die Freiheit
Zu den verspieltesten Tieren zählen junge Raubkatzen. Löwen-Welpen spielen gern miteinander. Sie trainieren so das Kämpfen und finden die Rangordnung heraus. Sie nutzen aber auch getrocknete Kot-Ballen von Elefanten, um das Packen von Beute und das Zubeißen zu üben. Den enormen Spieltrieb von Gepard-Welpen nutzt Marlice van Vuuren in Namibia. Jugendliche Gepard-Waisen erhalten von ihr Fortbildungskurse in der Hochgeschwindigkeitsjagd. Die Naturschützerin macht die jungen Raubkatzen mit Ballspielen, mit von Motorwinden beschleunigten Beute-Attrappen und mit auf Augenhöhe fliegenden Drohnen fit für die Freiheit, sowohl körperlich als auch mental.
Gerade bei sehr intelligenten Tieren fördert ausgiebiges Spielen die Entwicklung des Gehirns und die Steigerung "geistiger" Fähigkeiten. So lernen Elefantenkinder Regeln und Beziehungen im Herden-Leben sowie die verschiedensten Überlebenstechniken. Doch allein, um die 40.000 Muskeln seines Rüssels unter Kontrolle zu bekommen, muss ein Kalb lange üben. So kann es erst nach etwa zwei Jahren täglicher Rüsselspiele ein Blatt vom Boden greifen.-
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Individuelle Vorlieben
Beim Spielen mit Gegenständen treten oft sehr individuelle Vorlieben zutage. Doch bei den Bärenpavianen Namibias scheinen diese Unterschiede nicht nur vom Geschmack des Einzelnen, sondern auch vom Geschlecht bestimmt zu werden. Die Jungs bevorzugen Spielzeugautos, die Mädchen Puppen. Die Japanmakaken hingegen spielen gern mit Steinen. Mehr als 40 verschiedene Spiel-Varianten haben Forscher beobachtet. Bei diesen auch als Schnee-Affen bekannten Primaten spielen auch die Erwachsenen bis ins hohe Alter. Der Primatologe Michael Huffman hält es für möglich, dass dies die Affen vor Demenz schützt.
Geradezu hemmungslos spielen Keas aller Altersklassen. Die grünen Bergpapageien haben sogar einen eigenen Ruf entwickelt, wenn einer von ihnen interessante Spiel-Gegenstände gesichtet hat. Dann versammeln sich die Vögel zum gemeinsamen Spielen an dem Gerät. Das kann auch mal ein Auto sein, das dann mit großem Eifer auseinandergenommen wird.Spielen bedeutet Lernen fürs Leben
Überall im Tierreich hat sich das Spielen als gewinnbringend sowohl für das Individuum als auch für die Gruppe erwiesen. Beim Spielen ertüchtigt sich das einzelne Tier, kann aber auch das Sicherheit gebende Leben in Familie, Clan oder Herde lernen und Freundschaften schließen. Spielen bedeutet Lernen fürs Leben.
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