Der Natur- und Tierfilmer Rolf Steinmann ist spezialisiert auf zeitintensive Aufnahmen von scheuen Wildtieren und neue Zeitraffertechniken. Er realisierte in jüngster Zeit Projekte für die BBC, Discovery Channel, NatGeo, NDR Naturfilm, den WDR und ARTE.
ZDF: Bären zu filmen ist doch sicher sehr gefährlich. Worauf muss man besonders achten?
Rolf Steinmann: Unsere Interaktion mit den Bären in Alaska war immer sehr ruhig und friedlich. Die Bären leben in ihrer eigenen Welt und akzeptieren die Menschen in ihrer Umgebung als eine andere Spezie, die ihnen nicht gefährlich wird. Dennoch muss man achtsam sein und ihre Körpersprache lesen. Wer mit den Tieren nicht vertraut ist, sollte in dieser Wildnis lieber nicht zu Fuß unterwegs sein. Ich habe mich nie bedroht oder in irgendeiner Weise in Gefahr gefühlt.
ZDF: Was ist das Besondere beim Filmen in Alaska?
Steinmann: Die Arbeit in Alaskas Natur ist sehr herausfordernd. Wir hatten jede Menge Regen und Stürme. Man muss das Wetter zu jeder Zeit im Auge behalten, ansonsten kann man schnell festsitzen – ohne Zugang zum Camp. Die Arbeit war bei jedem Wetter faszinierend. Für mich sind die Natur und die Tiere pure Schönheit.
ZDF: Sie haben schon einige Gebiete der Welt und viele wilde Tiere gefilmt. Was ist Ihre Intention bei der Dokumentation über die Grizzyls?
Steinmann: Unsere Mission hier in Alaska ist, das Leben der Bären in all seiner Vielfalt festzuhalten. Wir wollen vom Frühjahr, wenn sie ihre Höhlen, in denen sie überwintert haben, verlassen, über die Paarungszeit, die Kämpfe, die Nahrungsaufnahme bis zum nahenden Winter, wenn sie sich wieder dem Winterschlaf hingeben und in den Höhlen verschwinden, filmen. Und wir wollen zeigen, dass jeder Bär einen eigenen Charakter hat.
ZDF: Lassen sich die Grizzlys überhaupt unterscheiden?
Steinmann: All die Bären hier haben unterschiedliche Charaktere. Manche sind sehr friedfertig und manche sind sehr dominant. Jeder Bär ist einfach einzigartig und wir versuchen alle Charaktere kennen zu lernen.
ZDF: Mit welchen Kameratechniken wurde der Grizzly-Zweiteiler vor allem realisiert?
Steinmann: Wir haben zum Beispiel ein Team von Versteckte-Kamera-Spezialisten, die mit Miniatur-Kameras versuchen, die Bären aus den ungewöhnlichsten Winkeln festzuhalten. Und wir haben mit dem Hubschrauber die Möglichkeit, die Landschaft einzufangen und die Bären aus der Luft zu filmen.
ZDF: An welches Ereignis bei den Dreharbeiten erinnern Sie sich besonders gerne?
Steinmann: Es war absolut faszinierend, die Bären in Nahaufnahme beim Lachsfangen oder beim Umgang miteinander zu filmen. Mit der Zeit, wenn man die Charaktere ein bisschen näher kennt, ist es noch spannender. Abgesehen von Bären hatten wir wunderbare Begegnungen mit Wölfen, Adlern und Elchen. Ein Traum für jeden Wildtierfilmer. In einem so ausgesuchten Team von Naturforschern, Produzenten und Kameramännern zu arbeiten, ist eine einmalige Erfahrung im Leben.