Nach Abschluss des Maschinenbaustudiums tritt der 23-jährige Claude Dornier am 1. Oktober 1907 eine Stellung als Konstrukteur in einer Maschinenfabrik in Karlsruhe an. Als Erstes entwirft er eine Transportvorrichtung für Särge in einem Krematorium, doch seine Leidenschaft gilt der Luftfahrt.
Im März 1910 arbeitet Claude Dornier für einen Hungerlohn in einem kleinen Ingenieurbüro. Nur an Sonntagen gönnt er sich eine warme Mahlzeit. Seit dem Bankrott seines Vaters lastet die Verantwortung für die Mutter und sieben jüngere Geschwister allein auf seinen Schultern.
Hochgesteckte Visionen
Vor Monaten schon hat sich der junge Ingenieur bei dem berühmten Ferdinand Graf von Zeppelin beworben. Damals hatte Dornier eine Absage erhalten, und seine Hoffnung längst begraben. Doch plötzlich kommt eine Nachricht, die sein Leben verändern wird. Graf Zeppelin, der große Konstrukteur von Luftschiffen, erwartet ihn auf einmal doch zum Vorstellungsgespräch. Dornier beschließt, sich sofort auf den Weg zu machen. Der junge Ingenieur hat hochgesteckte Visionen. Er träumt von riesigen Flug-Maschinen, von einem weltumspannenden Luftverkehr, schnell und sicher für die Menschen, sogar über den Atlantik - bis nach Amerika.
Schon bei den ersten Gesprächen gelingt es Dornier, den Grafen tief zu beeindrucken. Er bekommt die Anstellung. Der ehemalige Reitergeneral Zeppelin wird verehrt wie ein Held. Im Jahr 1900 gelang ihm der Jungfernflug mit seinem ersten Luftschiff. Jetzt baut er seine Zeppeline in Friedrichshafen am Bodensee und macht Deutschland zu einer Fliegernation. Doch dann kommt der Erste Weltkrieg - eine bittere Lehre für Zeppelin: Seine gasgefüllten schwerfälligen Luftschiffe werden zur leichten Beute für die schnellen, wendigen Jagdflugzeuge. Der Graf ahnt, dass eine Ära zu Ende geht.
Fliegende Festung
Jetzt soll Dornier ein von Grund auf neuartiges Flugzeug für den Krieg gegen England entwickeln. Ein Flugzeug für riesige Lasten. Dafür macht Graf Zeppelin Dornier zum Herrn über ein eigenes Konstruktionsbüro. Ein Flugboot soll er hier bauen, denn es braucht keinen Flugplatz, kann jeden Hafen als Basis nutzen. Es ist die Geburtsstunde der "Abteilung Do". Claude Dornier plant einen riesigen Bomber, eine fliegende Festung.
Doch die übliche Holzkonstruktion taugt dafür nicht. Dornier fasst einen kühnen Plan, der den gesamten Flugzeugbau revolutionieren wird: Sein Flugboot soll ganz aus Metall sein - aus einer hochfesten Aluminiumlegierung, die erst wenige Jahre zuvor entwickelt wurde. Die Maschine erhält die Bezeichnung "Rs I". Mit 43 Metern Spannweite ist sie das größte Flugzeug der Welt. Doch alle Startversuche bleiben erfolglos. Ist das Gewicht mit mehr als neun Tonnen einfach zu hoch und die Motoren dafür zu schwach?
Rückschlag als Wendepunkt
In der Nacht zum 22. Dezember 1915 dann die Katastrophe: ein Sturm zerstört Dorniers erstes Flugboot. Ein Rückschlag, der sich aber zugleich als "Glücksfall" erweisen sollte, denn aufgrund seiner eigenen Nachrechnungen wäre das Flugzeug niemals geflogen, betont sein Enkel Iren Dornier.
Da hört Dornier, dass ein anderer Flugzeugbauer, namens Hugo Junkers, genau wie er Metall als Werkstoff einsetzt. Dornier macht ihm einen überraschenden Vorschlag: Er möchte mit ihm gemeinsam ein Flugzeug entwickeln. Doch Junkers lehnt ab. Junkers hat mit der Erfindung von Gasbadeöfen ein Vermögen gemacht. Jetzt gilt sein Ehrgeiz dem Flugzeugbau. Junkers wird Dorniers größter Konkurrent.