"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" Die wohl bekannteste Frage eines deutschen Märchens bildet zugleich auch den Auftakt der ersten Folge unserer neuen Terra X-Reihe "Die Geschichte der Schönheit". Senta Berger begibt sich auf die Suche nach den Geheimnissen der Schönheit und fahndet nach den Ursprüngen dieses weltumspannenden Faszinosums.
Unsere Reise beginnt in Ägypten, wo vor hundert Jahren deutsche Archäologen das vielleicht schönste Gesicht der Weltgeschichte aus dem Schutt der Geschichte bergen: die Büste der Nofretete. "Nofretete" – der Name bedeutet übersetzt: "Die Schöne ist gekommen". Und tatsächlich sind die Gesichtszüge der ägyptischen Prinzessin bis heute ein ästhetisches Ideal, dem selbst moderne Schönheitschirurgen nacheifern. Sind es Symmetrie und Perfektion, die Nofretetes Schönheit ausmachen?
Die Kunst des schönen Makels
Modeschöpfer Wolfgang Joop behauptet das Gegenteil: Die kleine Beschädigung der Büste und die feine Asymmetrie sorgen erst für die eigentliche Schönheit. Die brauche den Makel. Andere historische Epochen bestätigen diese Auffassung, etwa der Barock oder das Rokoko: Als besonders schön gilt da das Schönheitspflästerchen, das die Symmetrie des Gesichts durchbricht. Madame Pompadour, Marie Antoinette oder auch der Sonnenkönig Ludwig XIV. haben die Kunst des schönen Makels zur höchsten Blüte erhoben.
Schönheit braucht Individualität. Das beweisen Wissenschaftler in einem aufsehenerregenden Experiment. Und in der Geschichte hat das vielleicht keiner besser gewusst als Napoleon, dessen auffällige Stirnlocke zum modischen Markenzeichen wurde - selbst heute noch bewundert von Charlie Le Mindu, dem Frisör von Lady Gaga. Trotz seiner eher schmächtigen und untersetzten Gestalt wusste aber auch Napoleon: "Macht macht schön!"
Schönheit ist einer der wirkungsmächtigsten Kräfte der Weltgeschichte. Kein Wunder, dass schon die Philosophen der Antike das Schöne für das Abbild alles Göttlichen hielten. "Das Gute, das Wahre, das Schöne" – für die Antike waren das untrennbare Größen.
Was ist "wahre Schönheit“?
Leonardo da Vinci versuchte, diesem tiefen Geheimnis der Schönheit noch näherzukommen – und fand die Antwort im Lächeln seiner Mona Lisa, dem berühmtesten Gemälde der Welt. Worin besteht die geheimnisvolle Schönheit dieser Darstellung? Hat Leonardo damit das Schönheitsrätsel gelöst? Oder hält vielmehr die Natur in ihrer unüberschaubaren Vielfalt die Antwort bereit auf die Frage, was eigentlich "wahre Schönheit" sei und warum es überhaupt Schönheit gibt? Existiert eine allgemeine "Schönheitsformel", die sich aus den vielfältigen Naturerscheinungen herauslesen lässt?
Und tatsächlich gibt es sie, die Schönheitsformel, nämlich eine mathematisch exakt definierte Proportion, die viele Dinge erfüllen, die wir als schön empfinden.