1736 wird James Watt in einer kleinen schottischen Hafenstadt unweit von Glasgow geboren. Sein Vater betreibt eine kleine Werkstatt für Schiffsreparaturen und die Anfertigung von Navigationsinstrumenten. Diese wird für den jungen Watt zur Erlebniswelt, in der sich schon früh sein handwerkliches Talent zeigt. Eine wichtige Grundlage für seine zukünftige Wirken.
Watts Vater sieht für seinen gelehrigen Sohn eine Karriere als Wissenschaftler vor. Doch kurz vor der Aufnahme an der Universität gerät die Familie in wirtschaftliche Existenznot. Die Geschäfte des Vaters laufen immer schlechter, das Studium ist nicht mehr finanzierbar. Watt entschließt sich für eine Lehre in Glasgow, um ein Jahr später seine Ausbildung in London fortzusetzen. Da er die Ausbildung selbst finanzieren muss, nimmt er abends noch kleinere Aufträge an und lebt so sparsam wie möglich. Nach dem entbehrungsreichen Lehrjahr holt sein Vater den völlig entkräfteten Watt wieder in die kleine Hafenstadt Greenock zurück.
Zuflucht vor der Zunft
In Schottland möchte sich Watt mit einer eigenen Werkstatt zur Herstellung und Pflege mathematischer und nautischer Instrumente selbständig machen. Doch die strengen Regeln der Handwerkerzunft schreiben sieben Lehrjahre vor. So lange will Watt nicht warten, zumindest muss er eine Werkstatt finden, in der er sein handwerkliches Können verfeinern kann. In der Universität zu Glasgow, dem geistigen Zentrums Schottlands, findet er schließlich Zuflucht vor den Wächtern der Handwerkszunft. Die Professoren der Universität geben dem geschickten Mann eine Chance. In einer kleinen Kammer darf er wohnen und wissenschaftliche Apparate reparieren. So verbringt Watt sechs Jahre, in denen er alles Wissen begierig aufsaugt.
Im Winter 1763 erhält die Universität einen eiligen Auftrag: Watt soll das Modell einer primitiven Maschine für den Lehrbetrieb instand setzen. Er ahnt nicht, dass dieser Auftrag sein Leben für immer bestimmen wird. Das seltsame Modell auf Watts Werkbank ist die Nachbildung einer atmosphärischen Dampfmaschine, die der englische Schmied Thomas Newcomen schon 1712 für die Entwässerung im Bergbau entwickelte. Die einfache Maschine ist jedoch zu schwach für die Pumpen unter Tage. Bergleute schuften unter Lebensgefahr, treiben die Stollen immer tiefer ins Erdinnere, wo ein grässlicher Feind lauert. Bei plötzlichem Wassereinbruch versagen die Pumpen. Für die Männer, eingeschlossen tief unter der Erde, der sichere Tod.
Kühner Entschluss
Watts Erfindergeist ist geweckt, er verlässt kaum noch seine Kammer, arbeitet neben seinen regulären Aufträgen fieberhaft an der Dampfmaschine, oft sogar nachts. Immer wieder befeuert er den Boiler des simplen Modells. Er will diese Maschine durchdringen, ihre Arbeitsweise verstehen, ihre Schwächen herausfinden. Gleichzeitig erkennt er das gewaltige Potenzial dieser Technik und fasst einen kühnen Entschluss: Watt will für den Bergwerkbetrieb eine neue Kraftmaschine entwickeln. Sie soll mehr Leistung bringen und dabei weniger Kohle verbrauchen. Für Watt gehört der Kraft des Dampfes die Zukunft. Doch nicht nur er sieht dieses Potenzial.
In den Minen Cornwalls treiben alte Dampfmaschinen langsame Pumpen an. Die schaffen es kaum, die Schächte vom Wasser frei zu halten. Kohle, für die Feuerung der Dampfmaschinen dringend gebraucht wird, muss teuer von weit her geschafft werden. Die Bergwerksbesitzer suchen dringend nach einer besseren und sparsameren Kraftmaschine, sonst stehen ihre Gruben vor dem Aus. Die Not der Grubenbesitzer ruft einen der bekanntesten Ingenieure jener Zeit auf den Plan.
Der Gegenspieler
Der ehrgeizige John Smeaton gilt in ganz Großbritannien als einer der besten Männer seines Faches. Und er hat James Watt einiges voraus. Im Jahr 1759 hatte Smeaton, mitten im Meer, den Eddystone Leuchtturm errichtet. Seither wird der Ingenieur im ganzen Land bewundert. Wie Watt stammt auch Smeaton aus einfachen Verhältnissen. Doch die Türen zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen stehen ihm offen. Smeaton will schon bald eine verbesserte Dampfmaschine auf den Markt bringen. Er wird Watts härtester Gegenspieler. Doch Watt weiß nichts von der Konkurrenz. In Glasgow widmet er jede freie Minute seinen Versuchen. Die Belohnung: Die Universität verleiht ihm den Titel eines mathematischen Instrumentenbauers. Watt darf endlich eine Werkstatt mit einem Laden für Messinstrumente eröffnen. Dafür geht er ein enormes Risiko ein und verschuldet sich hoch.
1765 forscht Watt bereits zwei Jahre an der rätselhaften Kraft des Dampfes und hat sämtliche Abläufe im Innern der Maschine am Modell genau studiert. Nach der Arbeit verbringt Watt die Nächte häufig in der Bibliothek der Universität. Er hat sogar Französisch und Deutsch gelernt, um Standardwerke im Original lesen zu können. Er glaubt endlich erkannt zu haben, warum die Maschine so langsam läuft: Der heiße Dampf wird im Zylinder abgekühlt. Dabei geht jede Menge Wärmeenergie verloren. Watt entwirft einen speziellen Kondensator, der außerhalb des Zylinders sitzt.
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Präzisionsschmiede gesucht
Inzwischen weiß Watt, dass ihm Konkurrent Smeaton dicht auf den Fersen ist. In ganz Schottland sucht Watt nach einer Schmiede, die in der Lage ist, nach seinen Plänen große Maschinenteile zu fertigen. Und er braucht dringend Geld, sonst kann er nicht das wichtige Patent beantragen.
Die Lage scheint aussichtslos. Watt findet keinen Schmied, der Eisenteile von ausreichender Größe und Präzision herstellen kann. Wenn er keine besseren Handwerker findet, wird ihm sein Konkurrent zuvor kommen.