Kamerun – Ganz Afrika im Kleinen

In den Wäldern von Kamerun stießen Forscher auf eine Sensation: Neben dem Westlichen Flachlandgorilla fanden sie hier eine neue Gorilla-Unterart. Sie tauften sie Cross-River-Gorilla, nach dem angrenzenden Fluss. Über die Lebensweise dieser Unterart ist noch wenig bekannt. Forscher schätzen ihren Bestand auf maximal 250 Tiere. Kaum entdeckt, gilt die Art schon als vom Aussterben bedroht. Cross-River-Gorillas leben im Grenzgebiet zwischen Kamerun und Nigeria. Die Forscher haben sogar noch eine weitere Gorilla-Unterart ausgemacht: den Ebogorilla. Sein Bestand wird auf gerade mal 25 Tiere geschätzt. Der Ebogorilla könnte demnächst also schon wieder verschwinden. Noch aber ist Kamerun das einzige Land der Welt, in dem drei Unterarten von Gorillas leben.

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Tief unter den Twin Lakes brodelt es. Die „Zwillingsseen“ liegen auf der Kamerunlinie, einer geologischen Auffaltung, die eine Gebirgskette mit bis zu 4000 Meter hohen Bergen entstehen ließ. 160 Kilometer von den Twin Lakes entfernt, ebenfalls auf der Kamerunlinie, befindet sich der Nyos-See. Am 21. August 1986 kam es hier zu einer tödlichen Katastrophe. Forscher erklären sie inzwischen so: Aus der Magmakammer unter dem See dringt immer wieder Kohlendioxid in das Wasser ein und konzentriert sich besonders in der Tiefe. Normalerweise wird kälteres Tiefenwasser von wärmeren Wasserschichten unter Verschluss gehalten, ähnlich wie ein Korken eine Sektflasche verschließt. Doch ein mechanischer Impuls, etwa ein Erdrutsch oder ein kleines Erdbeben, kann das System aus dem Gleichgewicht bringen. Vermutlich hatte es einen Hangrutsch am Ufer des Nyos-Sees gegeben, der eine Kettenreaktion auslöste: Die Wasserschichten wurden durcheinandergewirbelt, das tiefere Wasser konnte aufsteigen, gebundenes Kohlendioxid wurde durch den Druckabfall frei. Schließlich schoss eine Gaswolke in einer gewaltigen Fontäne nach oben. Da Kohlendioxid schwerer als Luft ist, verbreitete sich die Wolke rasch und verdrängte die sauerstoffhaltige Luft in der Umgebung. Innerhalb weniger Minuten erstickten fast 1800 Dorfbewohner.

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In Kamerun gibt es alle Klimazonen Afrikas, denn hier arbeiten die großen Klimamotoren, die den ganzen Kontinent prägen. Die trockene Hitze der Sahara im Norden würde es ohne die Feuchtigkeit des Regenwaldes im Zentrum nicht geben. Im Regenwald steigt – durch die Sonne erwärmt – ständig feuchtwarme Luft auf. Die Feuchtigkeit kondensiert in der Höhe und bleibt als Regen in der Region. Das treibt einen großen Kreislauf an: Weil am Äquator der Regen sofort wieder zu Boden fällt, ist die Luft in der Höhe kühl und trocken. Dort wo die Luft wieder absinkt, erwärmt sie sich und sorgt für extreme Trockenheit. So ist der Regenwald der Motor der Luftzirkulation, verantwortlich für die neun Millionen Quadratkilometer große Sahara. Jahrelang fällt in der riesigen Wüste kein Tropfen Regen. Kamerun liegt südlich der Sahara und umfasst die Sahelzone, die Savanne und den Regenwald. Das macht das Land so vielfältig wie kaum ein anderes in Afrika.

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In der ausgedehnten Savanne nördlich des Regenwaldes leben die bis zu sechs Meter hohen Giraffen. Mit Drohnen und Fotofallen beobachten Giraffenforscher die Tiere. Dabei stellten sie fest, dass deren Fellzeichnung so einzigartig wie ein Fingerabdruck ist. Während man früher davon ausging, dass es nur eine Giraffenart gibt, hat man heute eine ganze Reihe von Arten identifiziert. Sie leben über ganz Afrika verteilt. In Kamerun und den angrenzenden Ländern ist eine besonders seltene Art beheimatet: die Nordgiraffe. Ihr Bestand ist stark gefährdet, es gibt nur noch etwa 5000 Tiere. Ranger und Wildhüter bemühen sich um Schutzmaßnahmen für die Tiere. Doch der Lebensraum von Giraffen liegt in Gebieten, in denen auch der Mensch ums Überleben kämpft. Die Bevölkerungsexplosion und die Situation in den krisengeschüttelten Nachbarländern erschweren ihren Schutz.

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Waldelefanten sind kleiner als ihre Verwandten in der Savanne. Sie machen rund ein Drittel aller Afrikanischen Elefanten aus, und doch weiß man bisher wenig über ihre Lebensweise. In ganz Zentralafrika gibt es nur einen einzigen Ort, an dem man Waldelefanten wirklich beobachten kann: die Lichtung Dzangha Sanga in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik. Die Elefanten aus Kamerun legen teils Hunderte Kilometer zurück, um hierhinzugelangen. Forscher haben herausgefunden, dass die Tiere nicht nur zum Trinken kommen, sondern in erster Linie, um mit ihrem Rüssel Mineralien aus dem Schlamm zu holen. Dadurch decken sie ihren Salzbedarf, und die Schlammlöcher von Dzangha Sanga scheinen den richtigen Mineralstoffmix zu bieten: Im Boden wurden Natrium-, Kalium-, Kalzium- und Magnesiumsalze gefunden. Rätselhaft bleibt bis heute, woher die Waldelefanten wissen, wie sie zu der Lichtung finden, und wie sie dieses Wissen von Generation zu Generation übertragen.

Bildquelle: ZDF/Oliver Roetz

Faszination Erde: Kamerun – Ganz Afrika im Kleinen
Erstausstrahlung ZDF: 10. November 2019, 19.30 Uhr

Buch und Realisation Iris Zink, Nora Bergenthal
Sprecher Tobias Kluckert

Redaktion TV Christiane Götz-Sobel
Redaktion Online Katja Treu