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"Die Quelle versiegt nie"

Alexander Hesse über Tradition und Zukunftsperspektiven von Terra X

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Terra X wird 30. Ein Anlass für die Redaktion, sich auf eine filmische Spurensuche in eigener Sache zu begeben. Katharina Rau und Ruth Omphalius über das Erfolgsrezept der Doku-Reihe.

Datum:
07.06.2012
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Terra X ist ein Traditionsformat, das vor allem auf Themen aus Geschichte, Archäologie und Natur fußt. Doch mit Formaten wie "Deutschland von oben" und Moderatoren wie Hape Kerkeling hat die Reihe immer wieder frischen Wind bekommen. Im Interview erläutert Alexander Hesse, wie sich die Marke Terra X weiter entwickelt hat. Hesse war bis Oktober 2012 der Programmverantwortliche und Leiter der Redaktion Terra X.

Frage: Sie sind seit sechs Jahren Leiter der Redaktion Geschichte und Gesellschaft und verantworten unter anderem die Doku-Reihe Terra X. Welche Veränderungen haben Sie an der Reihe seither vorgenommen?


Alexander Hesse: Wir haben zusammen mit dem Hauptredaktionsleiter Kultur und Wissenschaft, Peter Arens, unser Traditionsformat thematisch erweitert. Als ich mit der Redaktionsleitung betraut wurde, fußte Terra X vor allem auf den Themen Geschichte, Archäologie und Natur. Sehr erfolgreich übrigens. Wir haben mit Formaten wie "Deutschland von oben", "Superbauten" oder jüngst "Schneller als das Auge" die Themenpalette erweitert und unsere Zuschauer auch mit neuen Themengebieten oder visuell ungewöhnlichen Themen fesseln können.


Frage: Was würden Sie als Ihre persönliche Note bei Terra X bezeichnen?


Hesse: Eine Reihe wie Terra X prägt man nicht ganz persönlich. Das ist die Arbeit eines großen Teams. Wenn ich in diesem Zusammenhang etwas als meine "persönliche Note" sehen möchte, dann sicherlich, dass ich die Redaktion darin unterstützt habe, neue Wege zu wagen.


Frage: Wie machen Sie die Traditionsmarke fit für den modernen Dokumentationsmarkt?


Hesse: Terra X ist schon lange eine international bekannte Marke. Wir können mit Produktionen der BBC und anderer Dokumentationsriesen gut mithalten und sind auch als Koproduktionspartner bei Großprojekten begehrt. Aber hier langfristig mithalten zu können ist eine Herausforderung. Die Entwicklungen auf dem Gebiet der computergenerierten Bilder, aber auch neuer Bildsprachen und Präsentationsformen sind gewaltig. Letztes Jahr haben wir mit Hape Kerkeling Witz und Humor in unsere Themen gebracht.


Frage: Seit wann gibt es Re-enactments bei Terra X? Sind sie heute unabdingbar für Dokumentationen?


Hesse: Das hängt sehr vom Thema ab. Historische Themen kommen tatsächlich kaum noch ohne Re-enactments aus. Unsere Zuschauer erwarten eine bewegte, lebhafte Präsentation von Geschichte, und da muss man oft über das bloße Abfilmen von Schauplätzen oder Dokumenten hinausgehen. Bei vielen anderen Themen aber stehen andere Dokumentationselemente im Vordergrund, die allerdings oft nicht minder aufwändig sind. Bei den naturwissenschaftlichen und auch den gesellschaftlichen Themen kommt eine herausragende Dokumentation kaum noch ohne aufwändigen Computereinsatz aus.


Frage: Seit einiger Zeit sehen wir häufiger bekannte Personen, Schauspieler und Schriftsteller als Presenter bei Terra X. Welche Vorteile hat das Presenter-Format gegenüber der klassischen Dokumentation?


Hesse: Prominente Präsentatoren können das Publikum für Themen interessieren, die sie ansonsten vielleicht nicht so leicht wahrgenommen hätten. Sebastian Koch berichtete in den "Superbauten" von großen architektonischen Leistungen in Deutschland. Da waren wir uns im Vorfeld, ehrlich gesagt, gar nicht so sicher, ob wir mit diesem Thema so viele Zuschauer gewinnen würden. Aber es hat ganz wunderbar funktioniert. Die ungewöhnlichste Kombination auf diesem Gebiet war sicherlich Hape Kerkeling in der "Weltgeschichte". Ebenfalls gewagt und ebenfalls gewonnen. Dem Publikum kommt es zu unserer Sendezeit um 19.30 Uhr offenbar auch entgegen, wenn eine Geschichte durch moderierende Einordnung unterbrochen wird. Auch durch Vollblut-Wissenschaftler wie Prof. Matthias Wemhoff, der zuletzt "Deutschlands Supergrabungen" präsentierte. Aber nicht alles muss und nicht alles wird bei Terra X moderiert werden.


Frage: Mit "Der Dino-Planet" zeigt Terra X dieses Jahr zum ersten Mal eine voll animierte Reihe. Widerspricht sich das nicht mit dem dokumentarischen Anliegen?


Hesse: Überhaupt nicht. Das ewige Thema der Dinosaurier ist nun einmal nicht adäquat darstellbar, indem man ausschließlich Fossilien abbildet. "Dino-Planet" entstand unter Mitwirkung namhafter Wissenschaftler und bildet den aktuellen Stand der Forschung ab.


Frage: "Deutschland von oben", "Die Deutschen", "Deutschlands Supergrabungen" – lässt sich da bei Terra X ein Deutschlandtrend erkennen?


Hesse: Das ist sicherlich richtig. Die Zuschauer beschäftigen sich seit einigen Jahren gern mit dem eigenen Land. Warum auch nicht. Deutschlands Natur, seine Bauten und seine Menschen sind ein faszinierendes Sujet, und nur weil unsere Zuschauer hier leben, heißt es nicht, dass sie alles darüber wissen. Ganz im Gegenteil – gerade das Geschehen vor der eigenen Haustür hält ganz viele Überraschungen bereit. Und wir werden da auch noch einmal nachlegen. Neue Staffeln von "Deutschland von oben" und den "Superbauten" sind bereits in Produktion. Wir blicken aber auch weiterhin in die große, weite Welt: mit Dirk Steffens in "F a s z i n a t i o n   E r d e" oder mit dem Dreiteiler "Planet Mensch". Die Mischung macht's.


Frage: Wie kommt man nach 30 Jahren noch auf neue Ideen?


Hesse: Wir haben mehr Ideen als Sendeplätze. Neue Erkenntnisse, neue Formen, neue Redakteure – die Quelle versiegt nie. Vieles wird auch von außen an uns herangetragen, auf Messen, durch Produzenten oder in Gesprächen mit Kollegen. Terra X als Dachmarke ist offen für eine Vielzahl von Themen, und das eröffnet eine enorme Bandbreite.


Frage: Welche Rolle spielt die Wissenschaft bei Terra X?


Hesse: Wissenschaft ist eine der ganz wesentlichen Säulen der Reihe. Wenn wir für eines stehen wollen, und das ist auch das Credo für HR-Leiter Peter Arens, dann ist es inhaltliche Richtigkeit. Erfreulicherweise arbeiten viele Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen gern mit uns zusammen und unterstützen uns mit ihrem Fachwissen. Vom Drehbuchentwurf bis zum Sendetext haben wir die Möglichkeit, uns auf die Experten eines Themas verlassen zu können. Das ist ein schönes Privileg und ermöglicht uns, mit unseren Dokumentationen auf dem neuesten Stand der Forschung zu sein.


Frage: Wie geht es weiter mit Terra X?


Hesse: Wir wollen die Marke vital halten. Mit Terra Xpress und Terra Max gibt es wunderbar gestaltete Ableger. Und wir wollen weiterhin Standards setzen: Wissen mit Esprit und optischer Eleganz präsentieren. Wir fühlen uns der erfolgreichen Tradition von Terra X sehr verpflichtet. Unser Ziel: 50 Jahre Terra X!

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