Vor genau hundert Jahren wurde der Nordpol entdeckt - so steht es in den Geschichtsbüchern. Aber stimmt das wirklich? Damals markiert der Nordpol die letzte große Trophäe im Zeitalter der Entdeckungen.
Zwei Konkurrenten liefern sich ein erbittertes Duell: Robert E. Peary, vormals Commander der US-Marine und Frederick A. Cook, deutschstämmiger Arzt und Abenteurer. Wie bei allen dramatischen Entdeckergeschichten geht es um alles: um Leben oder Sterben zweier Expeditionen, um Triumph oder bittere Niederlage, um den Platz in der Geschichte. Der Unterschied ist: das Drama um den Nordpol währt bis heute.
Propagandaschlacht
Dabei schien alles längst entschieden. Mit Pearys Rückkehr aus der Arktis im Spätsommer 1909 entbrennt ein kurzer, aber heftiger Kampf um die Wahrheit; eine Propagandaschlacht um die Frage, ob sein Kontrahent Cook es schon vor Peary bis zum Nordpol geschafft hat, wer also wirklich am nördlichsten Punkt der Erde war.
Unterstützt von einflussreichen Finanziers und einer Medienlobby bringt Commander Peary die öffentliche Meinung hinter sich. Seine Glaubwürdigkeit als Offizier, vor allem aber seine Beweisfotos sprechen für ihn. Eine Kampagne gegen den Konkurrenten besorgt den Rest. Am Ende steht Cook als Betrüger da, während Peary im Polduell als rechtmäßiger Sieger in die Geschichte eingeht. Die Frage, ob Peary wirklich dort war oder betrogen hat, klingt abenteuerlich, aber nach intensiven Recherchen und neuen Untersuchungen von Dokumenten ist sie mehr als berechtigt.
Kein stichhaltiger Beweis
Ein schier unglaublicher Krimi aufgrund der Auswertungen von Originalaufzeichnungen von Cook und Peary, die zum Teil erst gegen die Widerstände der Peary-Lobby und der Cook-Familie ans Licht gekommen sind. Angebliche Foto-Beweise für Pearys Nordpolentdeckung werden im Institut für Photogrammetrie und Geo-Information der Universität Hannover nach dem neuesten Stand der Wissenschaft analysiert. Aus ihnen lässt sich durch Berechnungen von Schattenwürfen die geographische Position bestimmen, an der die Bilder vor hundert Jahren in der Arktis aufgenommen wurden.
Eine spektakuläre Norpolexpedition des Briten Tom Avery auf den Spuren Robert Pearys mit ähnlichem Equipment könnte die Frage klären, ob Peary damit tatsächlich in der angegebenen Zeit bis zum Nordpol hätte kommen können. Am Ende aller Untersuchungen steht fest: Es gibt keinen stichhaltigen Beweis dafür, dass Robert E. Peary tatsächlich den Nordpol entdeckt hat. Wahrscheinlich ist, dass er nur in die Nähe des Pols gelangte - und dass Peary dies auch wusste. Aber auch Frederick Cook ist nicht der Entdecker des Pols, was die Nachforschungen belegen. Wie konnte so etwas geschehen? Warum verstrickten sich die Kontrahenten immer tiefer in ein Netz aus Lügen und Intrigen? Und wieso konnte Peary als Entdecker des Nordpols in die Geschichte eingehen?