Befürworter, Gegner und Zeitgenossen der Reformation
- Katharina von Bora (1/12)
Als Tochter eines verarmten Adligen war sie ins Kloster gekommen. Aber unter dem Einfluss von Luthers Schriften bricht sie aus dem Kloster aus und kommt nach Wittenberg. Sie ist 26 Jahre alt, 15 Jahre jünger als der Reformator, als sie Luther heiratet. Später betreibt sie eine Art „Studentenwohnheim“. Viele Studenten lernen und leben bei Luthers. Katharina von Bora hält den Betrieb zusammen – und wird eine für die Männerwelt ihrer Zeit sehr emanzipierte Frau.
- Lucas Cranach (2/12)
Der Maler und Grafiker Lucas Cranach ist elf Jahre älter als Luther und wohnt in derselben Straße wie der Reformator, nur ein paar hundert Meter weiter. Dort sollen in 84 Räumen angestellte Künstler für Cranach an Lutherporträts gearbeitet haben. Das war frühindustrielle Fertigung von Fanartikeln für Wittenberg-Reisende. Tausende von Gemälden entstehen, außerdem Holzschnitte und Kupferstiche – Drucktechniken, die sich in dieser Zeit entwickelt haben. Cranachs Werke erzielen hohe Auflagen und bringen viel Geld ein.
- Savonarola (3/12)
Savonarola möchte ein gottergebenes Leben durchsetzen und wird dabei immer radikaler. Er greift jeden Luxus an und reißt schließlich in Florenz die Herrschaft an sich. Das alles liegt bei Luthers Aufenthalt in Florenz erst wenige Jahre zurück. Savonarola hat nicht nur die Verkommenheit der Menschen, sondern auch die zahlreichen Missstände in der Kirche angeprangert – das interessiert Martin Luther. Der junge Mönch aus Deutschland hört die Geschichte des Rebellen im Augustinerkloster von Florenz.
- Albrecht von Brandenburg (4/12)
Der Erzbischof von Mainz ist zugleich der ranghöchste Kurfürst im Reich mit dem Titel „Erzkanzler“. Seit 1514 ist Albrecht von Brandenburg der Inhaber dieser hohen Position. Er ist sieben Jahre jünger als Luther und kommt aus dem Hochadel, ein weltlicher Fürst. Als Angehöriger der mächtigen Hohenzollern-Dynastie ist er kein Theologe, sondern ein Politiker mit Machtinstinkt. Erzbischof Albrecht hält Hof – nicht wie ein Oberhirte, sondern mit Prunk und Pomp.
- Jakob Fugger (5/12)
Jakob Fugger, genannt der Reiche, ist zur Zeit Luthers der erfolgreichste – und wohl reichste – Unternehmer Europas. Er steht für den kometenhaften Aufstieg, den wenige Familien in den Städten schaffen. Junge Handelshäuser wie die Fugger in Augsburg häufen riesige Vermögenswerte an. Als Bankiers der Päpste managen sie den Ablasshandel, der für Martin Luther zum Auslöser für seine 95 Thesen wurde. Er ist ein vehementer Gegner solcher Wirtschaftsmächte: Er spricht von der „verdammten Fuggerei“.
- Landgraf Philipp von Hessen (6/12)
Der Landgraf von Hessen, Philipp I., ist gerade mal 20 Jahre alt, als er mit Luthers Reformation zu sympathisieren beginnt. Luthers Ablehnung von Klöstern führt dazu, dass Philipp Klöster auflöst, „säkularisiert“. In Marburg gründet er in alten Klostermauern eine Universität. Andere Fürsten, die der Reformation anhängen, tun es ihm gleich. Das bringt einen Bildungsboom.
- Friedrich der Weise (7/12)
Luthers Landesherr ist Friedrich „der Weise“, der Kurfürst von Sachsen. Friedrich ist ein politischer Fuchs. Er bleibt zwar katholisch, aber er versteht, dass man mit einem wie Luther Politik machen kann. Wer ihn hat, hat ein Faustpfand – und bekommt selbst mehr Einfluss. Friedrich der Weise sorgt dafür, dass der beschuldigte Luther zunächst einmal angehört wird. Das geschieht im April 1521 auf dem Reichstag in Worms.
- Leonardo da Vinci (8/12)
Leonardo da Vinci ist Naturforscher, Ingenieur und Maler. Er ist schon zu Lebzeiten berühmt und wird von den Mächtigen umworben. Er hat den Mut, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er will die Wirklichkeit ganz und gar verstehen. Leonardos Mut, sein unabhängiger Geist, müsste Martin Luther eigentlich sympathisch sein. Aber Luther interessiert sich nicht für Kunst.
- Michelangelo (9/12)
Michelangelo sieht sich vor allem als Bildhauer, ist aber zugleich ein begnadeter Maler. Er hat sich für die Wandausmalung der Sixtinischen Kapelle in Rom etwas ausgedacht, das die Zeitgenossen ungeheuerlich finden: Keine Verherrlichung der mächtigen Kirche, sondern ein Schöpfungsbild. Gottvater und Adam, nur durch einen Fingerspalt getrennt. Ein einzelner, nackter Mensch im direkten Kontakt mit Gott. Luthers Theologie als Bild – das Luther aber wohl nicht gekannt hat, obwohl er nur wenige Meter von der „Baustelle“ entfernt gewesen ist.
- Erasmus von Rotterdam (10/12)
Erasmus von Rotterdam ist zu Luthers Zeit der berühmteste Gelehrte und Humanist von ganz Europa. Er hat Kaiser Karl V. mit erzogen. Könige und Päpste lassen sich von ihm beraten. Seine Mission sieht er darin, das Individuum aus den Fesseln der engen mittelalterlichen Welt zu befreien. Erasmus hat Luthers Kirchenkritik anfangs unterstützt. Die beiden beginnen einen Briefwechsel, der artet aber in einen heftigen Streit aus. Der Aufruhr, der von Luther ausgeht, und seine Rechthaberei stoßen den vornehmen Erasmus ab.
- Ulrich Zwingli (11/12)
Am Großmünster von Zürich entwickelt Ulrich Zwingli ähnliche Ideen wie Luther: Anders als Luther will Zwingli nicht nur die Kirche erneuern, sondern auch die politischen Verhältnisse. Eine Schweiz, ein Glaube: das ist Zwinglis Ziel. Dafür zieht er sogar in den Krieg. Auf den Feldern beim Kloster Kappel kommt es zur Entscheidungsschlacht gegen die katholischen Kantone. Das Heer Zürichs wird geschlagen, und Zwingli findet den Tod.
- Thomas Müntzer (12/12)
Thomas Müntzer war ursprünglich ein Anhänger Luthers. Später nennt er Luther nur noch verächtlich „Doktor Lügner“. Müntzer hat sich zu einem Revolutionär entwickelt: „Die Macht soll gegeben werden dem gemeinen Volk“. Er hält sich für auserwählt und nennt sich einen „Knecht Gottes wider die Gottlosen“. Thomas Müntzer will das Reich Gottes auf Erden. Das unterscheidet ihn von Luther.