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Archäologie in Mexiko

Online-Reportagereihe aus dem Tunnel von Teotihuacán

Weltweit haben Forscher auf ein bedeutendes Herrschergrab in der mexikanischen Ruinenstadt gehofft. Chefarchäologe Sergio Gomez über die Funde und eine neue Theorie. Letzte Folge mit Paul Krauskopf.

Videolänge:
6 min
Datum:
09.11.2015
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 03.11.2025

Die Geschichte der Ruinenstadt im mexikanischen Teotihuacán ist eines der größten Rätsel der Archäologie. Ein geheimnisvoller Tunnel unter der Anlage gilt als wichtiger Schlüssel zum Verständnis der alten Kultur. Dort finden bis November 2015 archäologische Grabungen statt, die Paul Krauskopf für Terra X mit der Kamera begleitet. Er berichtet exklusiv in wöchentlichen Video-Clips über die spannendsten Geschichten dieser außergewöhnlichen Grabung.

Als die Azteken im  14. Jahrhundert die verlassene Metropole Teotihuacan im mexikanischen Hochland erschlossen, sind sie überwältigt von ihrem Anblick. Gigantische Stufenpyramiden, unzählige Tempel und zeremonielle Plattformen, dazu eine Prachtstraße nie gesehenen Ausmaßes und unzählige, mehrstöckige Häuser mit identischen Wohnungen. Die Stadtplanung beruht auf einer strikt eingehaltenen Rasterordnung, präzise ausgerichtet entlang definierter Achsen zu wichtigen Himmelskörpern. Kein Stein ist zufällig verarbeitet, keine Straße beliebig angelegt. Die aztekischen Entdecker sind überzeugt, dass sie den Ursprung der Welt gefunden haben. Sie nennen ihn den „Ort, an dem die Götter geboren sind“ oder, in der Nahuatl-Sprache der Azteken: Teotihuacán. Doch die Metropole ist menschenleer, die Kultur, die sie einst geschaffen hat, untergegangen.

Rätsel um die Teotihuacanos

Bis heute sind die Teotihuacanos ein Volk ohne Gesicht. Wir wissen weder, wer die Baumeister der majestätischen Pyramidenstadt waren, noch kennen wir ihre Herrscher, ihre Religion, wissen wenig über die technischen Fertigkeiten oder Lebensgewohnheiten der Bewohner. Die Teotihuacános haben weder Schrift noch bislang entzifferbare Codices wie die Maya und Azteken hinterlassen. Klar ist nur: Nach einer Blütezeit von einigen hundert Jahren muss Teotihuacan spätestens im 7. Jahrhundert nach Chritus aus bislang ungeklärten Gründen kollabiert sein. Auch die rätselhaften Herrscher des Imperiums verschwanden im Dunkel der Geschichte. Ihre Gräber könnten der Schlüssel zur Antwort auf viele Fragen sein. Doch trotz jahrzehntelanger Suche wurde noch nie ein Herrschergrab entdeckt.

Im Herbst 2014 (PLACEHOLDER) präsentiert das Team um den Chefarchäologen Sergio Gómez Chávez nach mehrjährigen Grabungen einen wahren Schatz: Über 50.000 rituelle Objekte, entdeckt in einem Tunnel unter der heiligen "Pyramide der Gefiederten Schlange". Über 1800 Jahre war der Gang in die Unterwelt versiegelt. Niemand weiß, warum die Bewohner der Stadt das getan haben. Unter den Gegenständen befinden sich kunstvoll gehauene Steinskulpturen, Edelsteine, Weihrauchbehälter, Klingen und Werkzeuge aus Obsidian – ein Sortiment kostbarster Dinge, die vermutliczh als Opfergaben in den ca. 138 Meter langen Tunnel deponiert wurden.

Am erstaunlichsten ist aber ein Fund, der zunächst gar nicht so aufsehenerregend klingt: Im Tunnel fanden die Forscher unzählige Spuren von Pyrit. Schatzsucher kennen es als „Katzengold“. Das golden glänzende Metall, das in der Nähe von Teotihuacán in der Natur nirgends vorkommt, muss von weit her transportiert worden sein. Es wurde mühsam pulverisiert und dazu benutzt, die Decke des Tunnels auszugestalten. Wer einst mit einer Fackel hinein ging, über dem erstrahlte das Deckengewölbe silbergolden funkelnd wie ein klarer Sternenhimmel.

Welche Schätze bergen die geheimnisvollen Kammern im Tunnel?

In den Augen der Forscher kann die Fundsituation nur bedeuten, dass der Tunnel in die rituelle Unterwelt der Teotihuacan-Kultur führt. Ein unterirdischer Tunnel als Weg ins Jenseits – diese Symbolik ist aus vielen Palastkulturen bekannt und in der Regel allein Herrschern vorbehalten. Der Gang mündet in drei mit kostbaren Objekten gefüllte Kammern, die direkt unter der „Pyramide der Gefiederten Schlange“ liegen. Lange hat das Ausgräberteam gehofft, in einem der drei Räume ein Herrschergrab vorzufinden. Doch die Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Stattdessen stoßen die Archäologen dort auf Spuren eines alten Grundwassersees, der inzwischen ausgetrocknet ist, und auf vier große Wächterfiguren aus Stein. Eine Theorie lautet, dass es sich bei den Statuen um Darstellungen der Gründungsväter von Teotihuacán handelt. Vielleicht zeigen die Figuren aber auch die Bildnisse mächtiger Schutzgottheiten. Klar ist nur, dass an dem unterirdischen See regelmäßig rituelle Handlungen vollzogen wurden, die um 200 nach Christus aus bislang ungeklärten Gründen eingestellt wurden.

Im November 2015 endet die Grabungskampagne unter der „Pyramide der Gefiederten Schlange“ – zumindest für dieses Jahr. Der Tunnel, der ausgetrocknete Grundwasser-See und das Kammersystem sind freigelegt sowie sämtliche Funde gesichert. Ende November beginnt für die Archäologen die spannende Phase der Analysen und Schlussfolgerungen. Eines ist jetzt schon sicher: Die Entdeckungen sind ein Meilenstein in der Forschungsgeschichte der mexikanischen Tempelstadt. Zum ersten Mal können Archäologen rekonstruieren, wie sich die Teotihuacanos die Entstehung der Welt vorgestellt haben.

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