Seit die Bilder laufen lernten, ist sie im Urlaub immer dabei: die Filmkamera. "Wir sind dann mal weg" erzählt anhand bisher unveröffentlichter Privatfilme, wie sich "die schönste Zeit des Jahres" verändert hat: Aus Urlaubsgeschichten wird Urlaubsgeschichte.
Schon im 19. Jahrhundert wird das Reisen zum Wirtschaftsfaktor. 1841 schickt der britische Reiseunternehmer Thomas Cook 570 Engländer erstmals per Pauschalreise im Zug von Leicester nach Loughborough. Deutsche Reisepioniere wie Carl Stangen eifern Cook nach und machen aus dem Tourismus ein großes Geschäft. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Deutsche in den Genuss von Urlaubstagen kommen, wird das Verreisen zur festen Größe im Jahreslauf. Der Begriff "Urlaub" hat seinen Ursprung im mittelhochdeutschen Wort "urloup". Es bezeichnet die Erlaubnis durch einen Höherstehenden, sich entfernen zu dürfen.
In der Nazizeit bietet die Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) Gruppenferien für alle sozialen Schichten. 1933 bis 1939 werden 43 Millionen Reisen verkauft - von Tagesausflügen bis Kreuzfahrten. Nach dem Krieg reisen die Westdeutschen zunächst mit Vorliebe zu nahe gelegenen Zielen, in den Schwarzwald und nach Österreich. Im Boom des Wirtschaftswunders geht es dann mit dem Auto nach Italien.
Der wachsende Wohlstand erlaubt es, immer fernere Gestade zu erkunden. Auch in der DDR wird gereist, statistisch gesehen sogar mehr als im Westen Deutschlands. Ein Netz von Ferienheimen der Gewerkschaft sorgt für genügend freie Plätze, bevorzugt an der Ostsee. Doch das ist vielen DDR-Bürgern auf Dauer zu wenig, es locken Strände im sozialistischen Ausland. Auch der Wunsch nach mehr Reisefreiheit bringt das SED-Regime am Ende in Bedrängnis. 1989 fällt die Mauer, und offene Grenzen machen es künftig auch Ostdeutschen möglich, Traumziele in Übersee ins Auge zu fassen, wenn es die Urlaubskasse hergibt.