Die 102-Jährige Margot Friedländer beantwortet, ob es ihr schwer fällt, über ihre Erlebnisse während der NS-Zeit zu sprechen, was die letzte Botschaft ihrer Mutter ihr bedeutet und warum sie Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurückgekehrt ist nach Deutschland.
1943 taucht die damals 21-jährige Margot unter: Sie schläft in Verstecken, färbt sich die Haare, trägt eine Kreuzkette zur Tarnung als Christin und lässt sich sogar die Nase operieren, um nicht als Jüdin erkannt zu werden. Für 15 Monate kann sie das Versteckspiel aufrechterhalten. Dann fasst sie die Gestapo und interniert sie im Konzentrationslager Theresienstadt.
Gegen das Vergessen
Margots engste Familie ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot – deportiert und ermordet. Was ihr von ihrer Mutter bleibt, ist eine Bernsteinkette, eine Handtasche, ein Adressbuch und die Nachricht: „Versuche, dein Leben zu machen.“
Das tut sie. Margot überlebt das KZ und den Holocaust. 1946 reist sie in die USA aus. Erst 2003, 57 Jahre später, kehrt sie erstmals in ihre Heimatstadt Berlin zurück. Seit 2010 lebt sie wieder dort und widmet ihren Lebensabend der Erinnerungsarbeit über die Schrecken des Holocaust.