Temperierte Wälder
- Laubmischwald (1/4)
Die so genannten temperierten Wälder bestehen aus Laub- oder Laubmischwald und sind die vorherrschende Waldform in den gemäßigten Breiten, also auch bei uns in Mitteleuropa. Sie wachsen in Regionen mit ausgeprägten Jahreszeiten, in denen die Wachstumsperiode mindestens vier Monate andauert. Ohne Eingriff des Menschen wären Deutschland und weite Teile Mitteleuropas fast vollständig von Wald bedeckt. Doch durch den enormen Siedlungsdruck in den Industrieländern der gemäßigten Breiten sind viele temperierte Wälder bereits verschwunden. Die verbliebenen Flächen unterscheiden sich oft stark von den ursprünglichen Wäldern, denn bei der Wiederaufforstung stehen meist wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Bevorzugt werden dabei schnell wachsende, gut zu verarbeitende Holzarten wie Fichten und Kiefern. Doch nur ein naturnaher Wald kann den charakteristischen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten.
- Tiere und Pflanzen (2/4)
In den temperierten Wäldern Mitteleuropas stellen Buchenmischwälder die häufigste Waldform dar. Je nach Bodenbeschaffenheit wächst die Rotbuche zusammen mit Eschen, Ahorn, Linden und Elsbeeren. Unter den Säugetieren sind Wildschweine, Rehe, Dachse und Baummarder typische Waldbewohner. Auch Wölfe, Bären und Luchse sind Charakterarten der temperierten Wälder. In Mitteleuropa wurden sie im 19. Jahrhundert ausgerottet. Seit einigen Jahren erobern sie diesen Lebensraum wieder, allerdings sehr zaghaft. Besonders artenreich sind alte Buchenwälder, in denen das abgestorbene Holz liegen bleibt. Das Totholz bietet vielen Insekten und Pilzen ein Zuhause und ist damit gleichzeitig Nahrungsreservoir für Vögel wie Rotkehlchen, Zaunkönig und Singdrossel. Insgesamt beherbergen Buchenwälder rund 6800 Tierarten, darunter allein 5000 Insektenarten.
- Gefährdung (3/4)
Ein Großteil der temperierten Wälder ist durch Luftschadstoffe wie Stickoxide, Schwefeldioxid und Ozon belastet, besonders in den Industrienationen. Seit den siebziger Jahren ist die Schädigung so großflächig, dass man vom Waldsterben spricht. Die Schadstoffe stammen aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft und machen die Bäume anfälliger für Sturm, Trockenheit oder Insektenbefall. Trotz mancher Bemühungen, den Schadstoffausstoß zu verringern, sind die Bäume nach wie vor stark geschädigt. In Deutschland sind fast zwei Drittel des Waldes von Schäden betroffen. Verschärft wird die Situation durch die Forstwirtschaft: Jahrzehntelang wurden große Flächen mit schnell wachsenden und ertragreichen Baumarten bepflanzt. Damit wurden viele Arten verdrängt, die auf alte Buchenmischwälder und Totholz angewiesen sind. Erst in jüngerer Zeit entstand ein Bewusstsein für nachhaltige Waldwirtschaft, bei der die Wälder möglichst naturnah belassen werden.
- Schutz (4/4)
Beim Schutz der temperierten Wälder geht es vor allem darum, die naturnahe Zusammensetzung der Arten wieder herzustellen. Hier ist ein Umbau der Forstwirtschaft von der intensiven Nutzung hin zur nachhaltigen Waldwirtschaft gefragt. Die Ausweisung von Schutzgebieten bleibt weiterhin ein wichtiger Faktor für den Schutz der temperierten Wälder. Dazu gehören auch Korridore zwischen den einzelnen Schutzgebieten, denn nur in ausreichend großen Lebensräumen können Pflanzen und Tiere langfristig überleben. Um die Belastung der Bäume durch Luftschadstoffe zu verringern, muss der Schadstoffausstoß von Industrie, Verkehr und Landwirtschaft reduziert werden.