Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor-Block Nummer 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine. Auf der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse wurde die Katastrophe erstmals in die höchste Unfall-Kategorie eingeordnet. Das Unglück hat weltweit zum Umdenken im Umgang mit der Kernenergie geführt. Nicht in Finnland. Dort setzt man weiter auf eine nukleare Zukunft. Atomstrom sei sicher, sauber und schaffe Arbeitsplätze.
Endlager für 6000 Tonnen Atommüll
Auch der radioaktive Müll stellt die Finnen offenbar nicht vor ein Problem. Das Land hat als weltweit erste Nation angefangen, ein nukleares Endlager zu bauen. Das Lager soll den hoch radioaktiven Abfall aus den Reaktoren von Olkiluoto und dem AKW Loviisa aufnehmen.
In wenigen Jahren wird Onkalo, so der Name dieses Lagers, bereit sein, über 6000 Tonnen Atommüll für immer verschlucken zu können. Zurzeit sind in Finnland vier Atomreaktoren am Netz. Zwei davon bei Loviisa im Südosten des Landes, die anderen beiden gehören zum Kernkraftwerk Olkiluoto im Südwesten nahe der Gemeinde Eurajoki. Weitere Reaktorblöcke sind im Bau, einer davon ebenfalls bei Eurajoki.
Mit dem Klimawandel und dem Ziel der finnischen Regierung, bis 2035 klimaneutral zu sein, hat die Atomkraft an Attraktivität gewonnen. Den Energiebedarf des Landes zu decken und gleichzeitig von Energieimporten unabhängig zu sein, mache die Nutzung der Atomkraft nötig, so das Land. Selbst einige Grünen-Politiker folgen dieser Argumentation.
Auch die Bürger Eurajokis, unweit des AKW Olkiluoto, befürworten die Nutzung der Kernenergie. Schließlich finden da viele von ihnen Arbeit, die Reaktoren bringen Steuereinnahmen, und die wiederum verschaffen der Gemeinde einen gewissen Wohlstand. Unterdessen wird das positive Image vom finnischen Energieversorger TVO und Betreiber des AKW Olkiluoto sorgsam gepflegt. Mit Führungen in das Endlager für leichte und mittlere nukleare Abfälle erreicht TVO neben interessierten Erwachsenen auch Kinder.
Einige Widersacher gibt es aber doch: Die kleine Gruppe von Atomkraftgegnern versucht mit teils skurrilen Methoden, die Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Die Durchschlagskraft dieser Aktionen ist allerdings begrenzt.
"planet e." begleitet Befürworter und Gegner der Atomkraft in Finnland und präsentiert ihre unterschiedlichen Positionen.
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