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In zahlreichen Länder bedroht der Klimawandel die Ernährungssicherheit mit Hitzewellen und Dürren. Es ist zu heiß und zu trocken, Ernten gehen verloren. Doch was geschieht in Erdregionen, die heute zu kalt sind für Ackerbau? Die globale Erwärmung könnte dort die Bedingungen für Landwirtschaft verbessern. 2011 untersuchte ein Forscherteam aus Russland und den USA mögliche Klimaentwicklungen in Sibirien. In der Region Krasnojarsk und den zwei südlich angrenzenden Republiken Chakassien und Tuwa könnte sich das Klima in den kommenden Jahrzehnten so erwärmen, dass der Anbau von Ackerpflanzen, wie Weizen, Hafer, Mais, Reis oder Zuckerrüben möglich wird. Heute wäre das in der sibirischen Kälte undenkbar. Andere Untersuchungen spekulieren, dass bis Ende des Jahrhunderts in Finnland der Anbau von Mais möglich werden könnte. Führt der Klimawandel dazu, dass sich der hohe Norden Ende des Jahrhunderts zur neuen Kornkammer der Welt entwickelt? Das bleibt abzuwarten, denn neben der Erwärmung müssen noch ganz andere Faktoren, wie die Bodenqualität, betrachtet werden. Die traurige Gewissheit bleibt: Dürren und häufigere Wetterextreme werden die weltweite Nahrungsmittelproduktion Landwirtschaft auf dramatische Weise beeinflussen.
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Mit der Erderwärmung schwinden weltweit gigantische Eismassen von Gletschern, Meereis und Permafrost. Der Meeresspiegel droht besorgniserregend anzusteigen. Und dieses Abschmelzen birgt noch ganz andere Gefahren für uns und unseren Planeten: Giftige Hinterlassenschaften und Krankheitserreger schlummern im geglaubten „ewigen“ Eis. Zwei Beispiele: Im Nordwesten Grönlands errichtete das US-amerikanische Militär 1959 eine Basis unter der Schneeschicht. Hier sollten atomare Raketenstartplätze entstehen. Einige Jahre später gaben die USA den Standort jedoch auf. Zurück blieben giftige Stoffe - krebserregende Chlorverbindungen, radioaktives Kühlwasser und verseuchte Abwässer – eingeschlossen unter einer 65 Meter dicken Eisschicht. Infolge der Schmelze drohen diese toxischen Überreste nun zum Vorschein zu kommen, mit Radioaktivität belastetes Schmelzwasser könnte bis zum Meer vordringen. Und unter den Eisschichten unserer Erde lauern noch mehr Gefahren: 2016 brach auf einer sibirischen Insel Milzbrand aus, infizierte zahlreiche Einheimische und kostete einem Kind das Leben. Seit Jahrzehnten galten die Anthrax-Bakterien als eingedämmt. Die Rekordtemperaturen der Region führten zum Auftauen des Permafrostbodens. So wurden die seit den 40er Jahren eingeschlossenen Krankheitserreger wieder freigesetzt.
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Steht das Thema „Wald und Klimawandel“ im Raum, denkt man meist erst an tropische Wälder. Die wichtige Rolle der borealen Nadelwälder kennen die wenigsten. Alleine in Kanada werden dort 186 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Doch durch den Klimawandel drohen diese riesigen Waldsysteme auf der nördlichen Erdhalbkugel zu kippen und einen sich selbst beschleunigenden Klimawandel in Gang zu setzen, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Erwärmt sich das Klima um drei bis fünf Grad Celsius, könnte es in fünfzig Jahren durch Trockenheit und Hitze zum Absterben großer borealer Waldflächen in Russland und Kanada kommen. Da die Winter so hoch im Norden aber voraussichtlich frostig bleiben, können die Verluste nicht durch andere Baumarten ausgeglichen werden. Große Mengen des im Wald gebundenen Kohlenstoffes würden dann freigesetzt, was katastrophale Folgen für das weltweite Klima hätte. Auch wir könnten diese Entwicklung zu spüren bekommen. In Europa werden Trockenzeiten mit dem Klimawandel voraussichtlich häufiger und intensiver. Viele Pflanzenarten vertragen ein solches Klima nicht. So hätte die Fichte, Deutschlands wichtigste Wirtschaftsbaumart, große Probleme, sich an die wachsende Trockenheit anzupassen.
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Extreme Wetterereignisse und aggressives Verhalten hängen zusammen. Das zeigten Studien US-amerikanischer Wissenschaftler der Harvard T.H. Chan School of Public Health. Je heißer das Klima, desto höher wird der Adrenalinspiegel im Körper, der ein anomales, aggressiven Verhalten fördert. Steigen die Temperaturen, tut dies also auch das Konfliktniveau. Außerdem beeinflusst das Klima in Agrarländern maßgeblich die wirtschaftliche Situation der armen Bevölkerung. Ändert sich das Klima abrupt, verschlechtert sich die Wirtschaftslage und Menschen könnten aus Verzweiflung vermehrt zu den Waffen greifen.
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Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich. Weltweit werden Küstenregionen in den nächsten Jahrzehnten vom Ozean verschluckt. Land versinkt, wie etwa in Bangladesch. In manchen Regionen der Erde jedoch passiert das Gegenteil: Die Klimaerwärmung hebt das Land an. Grund dafür sind die schmelzenden Gletscher, deren massiges Gewicht das Land normalerweise herunterdrückt. Je schneller das Eis schmilzt, desto höher „federt“ das darunter liegende Land zurück und die Berge wachsen. So zum Beispiel in Island: Die Insel hebt sich um bis zu drei Zentimeter pro Jahr. Und das könnte schlimme Folgen haben: Das schwindende Gletschereis eröffnet neue Wege, durch die Magma austreten könnte.
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Treibhausgase lassen Satelliten schneller kreisen. Das zeigte eine Studie im Wissenschaftsmagazin Nature Geoscience. Ein minimaler Effekt, der jedoch bei der Fernsteuerung von Fernseh-, Wetter- und Kommunikationssatelliten berücksichtigt werden muss. Die Erklärung: Das ausgestoßene CO2 wirkt nur auf die unteren Luftschichten aufheizend. Weiter oben in der Erdatmosphäre führt es zu einer Abkühlung. Die kälteren Luftmoleküle sinken ab und es bleiben weniger Moleküle übrig. So sinkt der Reibungswiederstand für Satelliten und sie werden schneller.
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Das ewige Eis schmilzt, die Meere steigen. Eine Entwicklung, die vor allem die Küstenregionen der Welt trifft. Regionen, in denen Milliarden von Menschen ihr Zuhause haben. 10% der Weltbevölkerung leben heute in niedrig gelegenen Küstengebieten, 30% davon im direkten Überflutungsbereich von extremen Sturmflutereignissen. Erwärmt sich das Klima um vier Grad Celsius, wären weltweit 470 bis 760 Millionen Menschen, die an Küsten leben gefährdet. Anpassungsmaßnahmen müssen getroffen werden, sonst wird es teuer und gefährlich. So wird ein großer Teil von Miami Prognosen zufolge bis zum Jahr 2100 überflutet sein. Experten schätzen, dass der Klimawandel hier bis ins Jahr 2050 Schäden in Höhe von 278 Milliarden Dollar verursachen könnte. Wie wichtig es ist, die weltweiten Klimaziele einzuhalten, erkennt man bei einem Blick auf Schätzungen der US-Forschungsorganisation Climate Central: In Deutschland wären bei einem Anstieg um vier Grad 3,5 Millionen Menschen gefährdet, bei zwei Grad 1,3 Millionen.