Montag 10.Juni 2013. Um 4:30 Uhr kam der Alarm. „Sechs Mann mit schwerem Gerät. Treffpunkt um 11:00 Uhr im THW Bielefeld“. So begann für mich und fünf meiner Kameraden, allesamt ehrenamtliche Helfer im THW Ortsverband Bad Honnef, der Einsatz bei der „Jahrhundertflut 2013“.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 1 (1/22)
Die THW-Einsatzfahrzeuge auf dem Weg ins Katastrophengebiet.
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Hubschrauber mit Sandsäcken kreisen pausenlos und weisen den Weg ins Katastrophengebiet.
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Erster Einsatzort, der Hafen an der Niegripper Schleuse. Unaufhörlich schießt das Hochwasser von Land ins Hafenbecken.
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Die Niegripper Schleuse soll komplett leer gepumpt werden, um als Auffangbecken die Wassermassen aus dem Hafen aufnehmen zu können.
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Die Helfer aus Siegburg machen ihre Pumpe klar. 5000 Liter pro Minute schafft dieses Modell.
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Nach Einbruch der Nacht spitzt sich die Lage zu. Teile der Hafenbefestigung werden unterspült und brechen ab.
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Ein ganzer Hang aus Sandboden wird vom Wasser weggerissen und ins Hafenbecken geschwemmt.
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Der extrem hohe Sandanteil des Hochwassers droht die Mechanik der Schleuse zu zerstören.
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Wegen des hohen Sandanteils im Wasser ist die Schleuse als Auffangfbecken ungeeignet. Für das THW bedeutet das: Einsatzende an diesem Standort.
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Irgendwo am Horizont verläuft das normale Bett der Elbe.
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Auf dem Weg zum nächsten Einsatzort: Nächtliche Pause an einem Verpflegungsstützpunkt der Bremer Feuerwehr.
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Morgens um 3 Uhr auf dem Jerichower Deich. Bei Scheinwerferlicht werden Pumpe und Stromaggregat klar gemacht.
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Wegen ihrer hohen Förderleistung von 5000 Litern / Minute braucht die Pumpe einen großen Pumpensumpf. Es muß daher geprüft werden, ob das Wasser überhaupt tief genug ist für die großen Ansaugs...
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Bei Tagesanbruch sind Pumpe und Stromversorger bereits im Einsatz.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 1 (15/22)
Erst im Hellen offenbart sich ganze Ausmaß der Überschwemmung hinter dem Deich. Die Ställe des Bauernhofs sind geflutet.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 1 (16/22)
Die Pumpe läuft im Dauerbetrieb. Regelmäßig wird sie betankt und auf volle Leistung überprüft.
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Links die Elbe, die gegen den Winterdeich drückt. Rechts das Gelände um den Bauernhof, das es zu entwässern gilt.
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Eine Groß-Pumpe und mehrere kleine Pumpen fördern über 7000 Liter Wasser pro Minute zurück in die Elbe.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 1 (20/22)
Ein Pegel wird gesetzt um den Wasserstand hinter dem Deich in der Nähe des Bauernhofs zu kontrollieren.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 1 (21/22)
Nur die ortsansässigen Deichläufer dürfen den Deich noch betreten.
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Ein Reh versucht den Fluten zu entkommen und kann sich aus eigener Kraft nicht retten.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (1/19)
Unser Quartier, die Grundschule in Jerichow. Der Unterricht fällt während der Flutkatastrophe aus. Stattdessen sorgen die Lehrerinnen für unsere Mahlzeiten.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (2/19)
Unser "Zimmer". Hier verbringt die Tagschicht die Nacht - und die Nachtschicht den Tag. Geschlafen wird in Schichten. 10 Betten - für 19 Mann.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (4/19)
Auf dem Weg zum nächsten Einsatz. Dem Ort Wust droht die Überflutung.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (5/19)
Die Bremer Feuerwehr ist bereits mit 100 Einsatzkräften vor Ort. Dennoch wird Verstärkung durch das THW gebraucht.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (6/19)
Prinzipbedingt haben Feuerwehrpumpen eine geringere Förderleistung als THW-Groß-Pumpen. Sie können dafür größere Höhen überwinden.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (7/19)
Noch in der Nacht verstärkt das THW die Feuerwehr mit seinen deutlich größeren Pumpen.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (8/19)
Über hundert Meter ist die Schlauchstrecke, die das Wasser aus dem Ort heraus auf ein Feld leiten soll.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (9/19)
Provisorisches Quartier für eine Nacht in einer Turhalle in Wust.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (10/19)
Pumpen-Maschinisten begutachten die überlaufende Kanalisation.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (11/19)
Die überlaufende Kanlisation dient als Pumpensumpf. Hier wird das Wasser angesaugt und aus dem Ort herausgepumpt.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (12/19)
Nach ein paar Tagen Einsatz sind trockene Stiefel Mangelware.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (13/19)
Das Wasser aus dem Ortskern in Wust wird auf ein außerhalb liegendes Feld gepumpt.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (16/19)
Während der Nachtschicht kann immer einer ruhen. Notfalls auf dem Fahrzeugdach.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (17/19)
Die Mühen haben sich gelohnt. Der Wasserspiegel in Wust sinkt.
- planet e Elbeflut 2013 THW Einsatz 2 (18/19)
Die THW-Helfer aus Siegburg und Bad Honnef am Ende ihres Einsatzes.
Mit einem Gerätekraftwagen, also einem LKW voll mit technischer Ausrüstung, und einem Stromerzeuger als Anhänger ging es zunächst nach Bielefeld. Sämtliche THW-Helfer aus NRW sammelten sich an diesem Tag im dortigen THW um zu tanken und Verpflegung aufzunehmen. Am frühen Nachmittag machten sich dann rund 100 Einsatzkräfte in gut einem Dutzend Fahrzeugen auf den Weg zum ersten Einsatzort in den Landkreis Jerichow an die Niegripper Schleuse.
Erster Einsatz: Niegripper Schleuse
Nach stundenlanger Fahrt endlich angekommen, bot sich ein Bild der Verwüstung. Und vor allem den Jüngeren von uns ein erster Eindruck, was „Jahrhundertflut“ bedeutet. Die Wassermassen der Elbe hatten sich einen neuen Weg gesucht und schossen nun von Land zurück ins Hafenbecken. Gigantische Mengen Sandboden inklusive. Der eigentliche Verlauf der Elbe, er ließ sich nicht mal mehr erahnen. Irgendwo am Horizont – vielleicht.
Die vorgelagerte Schleuse sollte als Auffangbecken dienen, musste dafür aber erst einmal leer gepumpt werden. Eigentlich kein Problem für die Groß-Pumpen des Technischen Hilfswerks, für deren Stromversorgung auch wir mit unserem Stromaggregat sorgen sollten. Mit Förderleistungen von 5000 und 10 000 Litern pro Minute und Pumpe hätten wir das Becken schon leer bekommen. Doch so gegen Mitternacht, die ersten Pumpen waren längst einsatzbereit, wurde klar: Die riesigen Sandmengen des Hochwassers hätten die Mechanik der Schleuse zerstört. Als Auffangbecken war die Schleuse also ungeeignet. Ein Leerpumpen machte keinen Sinn mehr. Hier konnten wir also nichts mehr tun. Das Hafenbecken blieb sich selbst überlassen und lief weiter voll. Einsatzende – zumindest an diesem Standort. Aber noch lange nicht Feierabend.
Zweiter Einsatz: Jerichow
Während die übrigen THW-Kräfte zu anderen Einsatzstellen beordert wurden, ging es für uns, zusammen mit dem THW Siegburg, nach Jerichow. Ein Bauernhof war in Not.
Mit dreizehn Kameraden aus Siegburg, die mit einer Groß-Pumpe im Einsatz waren, bildeten wir fortan eine technische Einheit.
In Kolonne ging es weiter durch die Nacht. Es war drei Uhr und die Dämmerung stand kurz bevor, als wir den Winterdeich in Jerichow erreichten. Rund vier Kilometer entfernt vom eigentlichen Lauf der Elbe, empfangen von lautem Brüllen der Kühe. Ein Bauernhof, direkt hinter dem Deich, stand unter Wasser. Die Fluten hatten sich ihren Weg auch hinter den eigentlich sicheren Schutzwall gesucht. Zwar war die Feuerwehr bereits im Einsatz, doch Verstärkung war nötig, um den Wasserstand auf dem Hof zu senken. Unsere Aufgabe: Pumpen aufbauen und Stromversorger klar machen. Erst mit der Ablösung, so gegen 10:00 Uhr, begann für uns der Feierabend. Nach 30 Stunden auf den Beinen bezogen wir in der örtlichen Grundschule mit Feldbetten unser „Nachtquartier“.
Zwei Tage Dienst auf diesem Deich folgten, in Tag- und Nachtschicht, dann kam der nächste Alarm. Wir wurden anderenorts dringender gebraucht.
Was aus dem Bauernhof wurde – ich weiß es nicht. Nun galt es, ein ganzes Dorf zu schützen.
Dritter Einsatz: Wust
Das nahegelegene Dörfchen Wust, immerhin rund 10 Kilometer von der Elbe entfernt, drohte überschwemmt zu werden. Denn der Deichbruch in Fischbeck flutete die ganze Region. Auch hier brauchte die Feuerwehr Verstärkung.
In aller Eile wurden Mannschaft und Material von Jerichow nach Wust verlegt, im Rekord-Tempo Scheinwerfer aufgebaut, Schläuche und Kabel verlegt und Pumpen und Strom-Aggregate installiert. Das Wasser stand bereits 15 cm hoch auf der Straße. Noch vor Mitternacht begannen unsere Pumpen mit der Arbeit. Zusammen mit Kräften der Bremer Feuerwehr pumpten wir das in den Ort einströmende Wasser auf zwei angrenzende Felder. Rund um die Uhr. Zwei Tage vergingen so zwischen Bangen und Hoffen in einem Ort, der bis auf die Einsatzkräfte nahezu menschenleer war. Fast alle Bewohner hatten das Dorf verlassen. Am Ende gelang es, Wust vor dem Schlimmsten zu bewahren. Auch wenn einige Keller und Erdgeschoße unter Wasser standen, die ganz große Katastrophe konnte abgewendet werden.
Am Samstag schließlich war für uns der Flut-Einsatz zu Ende. Während nicht weit von uns in Fischbeck drei Kähne versenkt wurden um das Loch im Deich zu schließen, packten wir unsere Sachen. Am Abend kam dann die Ablösung. Über Nacht ging es zurück - Sonntagmorgen um 5:00 Uhr war ich wieder zuhause.
Was bleibt, ist die Erinnerung an die Gewalt der Natur und an die Herzlichkeit der Menschen, die uns nach Kräften mit Lebensmitteln versorgt und uns unterstützt haben.
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Das Technische Hilfswerk, THW, ist die Katastrophenschutzorganisation des Bundes mit mehr als 80 000 Helfern. Organisatorisch gehört das THW als Bundesanstalt zum Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern. Nur ein Prozent der THW-Mitarbeiter sind hauptamtlich tätig. 99 Prozent der THW-Angehörigen arbeiten ehrenamtlich. Insgesamt gibt es in Deutschland 668 Ortsverbände. Das THW hift weltweit. Zur Zeit unter anderem in den Hochwassergebieten auf dem Balkan.
www.thw.deRolf Markert ist Redakteur des ZDF und seit über 40 Jahren ehrenamtlich im THW aktiv.
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