America first, Natur zuletzt?

Übersetzung: "Vor 20 Jahren erlaubte der Park Service den Bären am Straßenrand zu leben, sodass die Menschen diese viel öfter sehen könnten als zuvor. Diese Massen von Familien, mit ihren Smartphones und ihren Kameras und dann die Schreie voller Freude, das ist wirklich unglaublich. Und vieler dieser Menschen wissen gar nicht, dass ein Grizzlybär, der die Grenze verlässt, seit September 2018 getötet werden darf. Viele Leute wissen das gar nicht. Und der oberste Grund dafür, dass Leute in den Yellowstone kommen, ist es, einen Grizzlybär oder einen Wolf in der Natur zu sehen. Diese Tiere sind wunderschön, aber auch die Berge und Flüsse, es ist ein herrlicher, wunderbarer Ort. Aber das ist was es so speziell macht, die Existenz von Grizzlybären, welche man an keinem anderen Ort außer hier und in Alaska finden kann."

Louisa Willcox, Grizzly-Forscherin

Übersetzung: "Nun ja, ich war völlig erschrocken und erleichtert zugleich, als ich 17 Jahre alt war, abends am Hang hinunterkam und fast mit diesem Grizzlybär zusammengestoßen bin. Da war kurz dieser Blick, dann verschwand der Bär. Ich war völlig fassungslos, und irgendwie waren diese Berge seitdem nicht mehr dieselben. Diese Berge sind anders, eben weil wir Grizzlybären darin vorfinden können. Auf vielen Bergen im Westen lebten früher Grizzlybären. Und Yellowstone ist heute der einzige Ort, an dem man diese Art von Erfahrung mit Grizzlys machen kann."

Louisa Willcox, Grizzly-Forscherin

Übersetzung: "Was ich glaube ist, dass es fair wäre zu sagen, es geht um einen Kampf der Weltanschauungen. Und immer mehr zwischen einer Weltanschauung der Minderheit, welche diese veraltete Sicht, von Herrschaft, und Gewalt besitzt, aber andererseits auch die Weltanschauung der immer steigenden Mehrheit dieses Landes, welche gütiger und mitfühlender, aber auch fürsorglicher und großzügiger ist."

David Mattson, Grizzly-Forscher

Übersetzung: "Es gibt gar keine Möglichkeit, genau zu wissen, wie viele Menschen und deren Gesundheit letztendlich davon betroffen waren. Alles was wir wissen ist, dass die Studien zeigen, das fast 4000 Menschen jedes Jahr frühzeitig sterben, weil sie diesen Toxinen ausgesetzt waren. Wir wissen, dass viele Leute aus den Gemeinschaften hier im Umkreis krank sind und sterben. Wir wissen auch, dass diese Studien sagen, dass wir hier viel anfälliger für Herzinfarkte und Geburtsfehler sind. Tatsächlich sind Frauen, die hier schwanger werden, anfälliger für Geburtsdefekte, als Frauen, die während ihrer gesamten Schwangerschaft rauchen. Darüber muss man einmal nachdenken. Es gibt die Krebsarten, welche kaum an einem anderen Ort existieren, und die Lebenserwartung hier ist um ca. 18 Jahre verringert. Man muss sich das mal vorstellen, man nimmt jemandem 18 Jahre seines Lebens. Wenn du die Straße entlangläufst und einen 60-jährigen Mann erschießt und tötest, kommst du dafür in das Gefängnis, weil es Mord ist und du die letzten 18 Jahre seines Lebens genommen hast. Aber hier in West-Virginia werden 18 Jahre unseres Lebens genommen, und man nennt es Fortschritt, man nennt es günstige Energiegewinnung. Kohle ist nicht günstig für uns. Kohle mag günstig für den Konsumenten sein, aber Kohle ist nicht günstig für die Leute, die es abbauen. Denn wir zahlen den Preis mit unseren Körpern und letztendlich mit unserem Leben."

Paul Corbit Brown, Umweltaktivist

"Die Regierung Trump, maßgeblich von Geldern der fossilen Lobby finanziert, hat mit der Rosengartenrede zum Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen den Gesellschaftsvertrag mit künftigen Generationen aufgekündigt. Er schützt nicht seine Gesellschaft, sondern die Gewinninteressen einer kleinen Minderheit. Das ist eine Tragödie für die USA und die ganze Welt. Zugleich ist es eine Freude zu sehen, wie viele in der Zivilgesellschaft, von Kommunen, Staaten und Unternehmen in den USA sich umso mehr für den notwendigen Klimaschutz einsetzen. Wie dieses Ringen ausgeht, wird unser aller Zukunft beeinflussen."
Germanwatch e.V.

„Umweltpolitisch sind die USA in zwei Teile gespalten: Es gibt das Weiße Haus mit Präsident Donald Trump und seinen Gesinnungsgenossen, die alles dafür tun, Erfolge im Umweltschutz zurück zu drehen. Gleichzeitig aber gibt es einen wachsenden Teil der Gesellschaft, der Klimaschutz ernst nimmt und nicht länger zusehen will, wie Kohle- und Ölkonzerne Natur und Klima zerstören, um fossile Energien auszubeuten. Zu diesem Teil gehört eine Vielzahl an Unternehmen, Städten und Bundesstaaten, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, die konsequent auf erneuerbare Energien setzen und die enormen Vorteile erkennen, die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern. Dieser Teil der USA gibt uns Mut und Hoffnung.“
Greenpeace e.V.

Eine Auswahl von Entscheidungen der US-amerikanischen Regierung, welche die Umwelt betreffen:

Messung von Treibhausgasen wird gestoppt (Mai 2018)
Das "Carbon Monitoring System" der NASA wird nicht weitergeführt.
Quellen: Der Standard

Jagd auf Grizzlybären (Mai 2018)
Das Verbot der Jagd auf Grizzlybären galt seit 1975. Die nationale Naturschutzbehörde hatte die Jagd auf Grizzlybären im Yellowstone-Nationalpark und Umgebung im Mai 2018 wieder freigegeben. Doch aufgrund einer Klage von Indianer-Stämmen und Naturschutzverbänden musste die Freigabe zurückgenommen werden. Das Jagdverbot gilt also wieder, bis die rechtliche Lage geklärt ist.
Quellen: Frankfurter Rundschau, National Geopgraphic

Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen (Juni 2017)
Die USA kündigt an, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszutreten. Da dies auf Grund der rechtlichen Lage nicht vor 2019 geschehen kann, ist es möglich, dass dieses Vorkommen mit der Wahl eines neuen Präsidenten 2020, scheitern wird. Sofern dies nicht der Fall sein wird, sind die Folgen dieser schwerwiegenden Entscheidung nicht absehbar.

Kein Schutz von Walen vor Stellnetzen (Juni 2017)
Die Trump-Regierung hat die Richtlinie, welche Wale, Schildkröten und weitere Meeressäugetiere vor Fischernetzen schützen soll, verworfen.
Quellen: World Animal News, National Geographic

Bleimunition erlaubt (März 2017)
Der amerikanische Innensekretär Ryan Zinke hob das Verbot, der Nutzung von Bleimunition in bundesstaatlichen Gewässern und Ländereien auf.
Quellen: Department of the Intereor, reuters

Bergbauabfälle in Flüssen (Februar 2017)
Durch einen Beschluss ist die Entsorgung von aus dem Bergbau stammendem Abraum in umliegende Flüsse wieder erlaubt. Die „Stream Protection Rule“, welche unter Obama eingeführt wurde, greift nach diesem Beschluss nicht mehr.
Quellen: Forbes

Pipeline-Projekte wieder aufgenommen (Januar 2017)
Der unter der Präsidentschaft von Barack Obama gestoppte Bau zweier transnationaler Pipeline-Projekte („Keystone-XL“ und „Dakota-Access-Pipeline“) wird aufgehoben. Möglich wurde dies durch ein Dekret von Donald Trump - der Bau der Pipelines wird nun weitergeführt.
Quellen: CNN

Löschung von Informationen über Klimawandel (Januar 2017)
Donald Trump ließ Hinweise auf Gefahren durch den Klimawandel, welche von der Obama-Regierung auf der Website des Weißen Hauses platziert wurden, löschen.
Quellen: Frankfurter Rundschau

Kürzungen bei der Umweltbehörde (März 2017)
Bereits kurz nach der Amtsübernahme verkündete Trump Kürzungen beim Budget der amerikanischen Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency). Dies betrifft Klimaschutzprogramme, aber auch die Anzahl der Mitarbeiter der Behörde.

Phillip Whiteman, Vertreter der Cheyenne
Chris Hamilton, Senior Vice-president West Virginia Coal Association
Louisa Willcox, Grizzly Forscherin, Grizzly Times
Dr. David Mattson, Grizzly Forscherin, Grizzly Times
Yellowstone Park
US National Park Service
United States Environmental Protection Agency
Yellowstone National Park: Grizzly Bears
Bear Specialist Group (IUCN)
Yellowstone National Park: Bear Safety,

Wissenschaftlicher Name: Ursus arctos horribilis
Systematik: Der Grizzly ist eine Unterart der Braunbären (Ursus arctos)
Größe: Körperlänge von 2,50 Meter. Wenn der Bär aber aufrecht steht, ist erreicht er stolze Höhen von 2,50m bis 3,60m
Gewicht: Erwachsene Männchen wiegen zwischen 130kg und 365kg, Frauen zwischen 90kg und 200kg
Lebenserwartung: 20-25 Jahre
Nahrung: Samen, Beeren, Wurzeln, Gräser, Pilze, Hirsche, Elche, Fische, tote Tiere und Insekten
Lebensraum: Grizzlybären leben in vielen verschiedenen Lebensräumen, von dichten Wäldern zu subalpinen Wiesen, offenen Ebenen und hin zur arktischen Tundra.
Vorkommen: Vorzufinden sind die Grizzlybären noch in Teilen von Nordamerika, vor allem Alaska und Kanada (Britisch Kolumbien, Alberta), aber auch im Bereich des Yellowstone Nationalparks in den Vereinigten Staaten. Die einst 50.000 Bären sind auf einen Bestand von rund 1.800 Bären geschrumpft, welche in fünf kleinen und isolierten Gruppen leben. Die meisten dieser Grizzlybären befinden sich in Montanas „Northern Continental Divide Ecosystem“ (einschließlich Glacier National Park) und dem „Greater Yellowstone Ecosystem“.
Gefährdung: Nicht gefährdet (IUCN), Anhang II im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora)
Bedrohungen: Bejagung und Verlust des Lebensraums
Lebensweise: Die Grizzlybären sind eine der langsamsten Fortpflanzenden Landsäugetiere. Die Bären paaren sich zwischen Mai und Juli. Nach circa zwei Monaten Tragzeit kommen im die Jungen zur Welt, wobei ein Weibchen pro Wurf zwischen ein und vier Jungtiere auf die Welt bringt. Die Jungtiere werden für zwei bis drei Jahre von ihrer Mutter großgezogen, bevor diese sie endgültig verlassen.

Quellen: Yellowstone National Park: Grizzly Bears, Bear Specialist Group (IUCN), Yellowstone National Park: Bear Safety, , Defenders of Wildlife, WWF Artenportrait

Bildquelle: reuters

Ein Film von Andreas Ewels und Norbert Porta
Kamera: Aris Bibudis, Jim Laybourn, Norbert Porta, Chad Stevens
Schnitt: Andreas Ewels, Norbert Porta
Redaktion und Leitung der Sendung: Volker Angres