Aber es gibt auch das andere Gesicht dieses Stadtteils. Da sind Menschen, die an die Zukunft der Nordstadt glauben. In den vergangenen Jahren zogen viele Studenten hierher und Künstler eröffneten Ateliers.
Privat-Investoren kaufen Häuser, renovieren sie und suchen gezielt nach Mietern aus allen Milieus. Vereine engagieren sich in ihren Quartieren. Nachbarn kommen zusammen und veranstalten Hofflohmärkte, Nordstadtbewohner laden sich zwei Mal im Jahr gegenseitig zum "Nordstadtdinner" ein.
Dortmund Nordstadt – widersprüchlicher kann ein Stadtteil kaum sein. Dort Drogendealer, Kleinkriminelle, Prostituierte und Tagelöhner aus Osteuropa. Hier Cafés, in denen Hipster Kohlrabi-Crème-Suppe mit Paprika-Petersilien-Pesto löffeln, wo Arthouse-Filme im Programm-Kino laufen. Wie geht das Leben, das Miteinander bei so vielen Gegensätzen?
Vor zehn Jahren hat das ZDF in der dreiteiligen Reportage "Rap, Koran und Oma Bonke" schon einmal über die Dortmunder Nordstadt berichtet. Ein Jahrzehnt später schaut Autor Thomas Wedmann nach, ob und wie sich das Viertel gewandelt hat. Er hat Menschen wiedergetroffen, die ihrem Kiez seit damals die Treue halten. Und er hat Menschen kennengelernt, die neu in die Nordstadt gekommen sind, weil sie dort ein enormes Potenzial sehen. Es gibt aber auch Bewohner, die nur eines im Sinn haben: so schnell wie möglich von hier wegzukommen.
Vier Monate hat das Filmteam den Alltag in der Nordstadt begleitet. Der Autor trifft Menschen wie Volkan Baran, der sich schon vor zehn Jahren um die Vermittlung von Ausbildungsplätzen für schwierige Jugendliche gekümmert hat. Heute sitzt der Lokalpolitiker vom Borsigplatz im Düsseldorfer Landtag.
Annemarie Dahlmann lebt seit vier Jahrzehnten in der Nordstadt, betreibt zusammen mit ihrem Mann eine Traditionsbäckerei. Sie hilft, wo Hilfe gebraucht wird, hat der jungen Omeima, die aus Marokko geflüchtet ist, einen Ausbildungsplatz gegeben.
Andreas Laube ist ebenfalls seit 20 Jahren "Nordstädter" aus Überzeugung und hat inzwischen zahlreiche Häuser sanieren lassen, mit denen er neue Mieter ins Viertel holen will.
Das ZDF-Team zeigt aber genauso die anderen Gesichter der Nordstadt: Ralf Wehrschmidt, der in einem Zelt an den Bahngleisen wohnt und dessen letzte Hoffnung der Obdachlosenpfarrer Daniel Schwarzmann ist. Und Marija Ivanova-Ferad und ihr Mann Suleyman Ferad, die wegen der Eurokrise 2010 aus Bulgarien nach Deutschland kamen und versuchen, sich mit einem Lebensmittelgeschäft eine neue Existenz aufzubauen.