Die unangefochtenen Chefs im Grugabad – dem größten Sommerbad in Essen – sind die Schwimmmeister. Dominik Waap, zwei Meter groß, 34 Jahre alt, beherrscht von seinem Turm aus das Bad.
"Manche Jungs wollen es halt immer mal wissen, das ist so in dem Alter", bestätigt sein Kollege Thomas Schulte. Beide müssen die Regeln durchsetzen, auch, wenn zum Beispiel eine vollverschleierte Frau sich mit all ihren Kleidern ins Becken begeben will.
Denn das ist aus hygienischen Gründen verboten. Inzwischen gibt es dafür den "Burkini", einen Ganzkörper-Badeanzug für Frauen, damit sie ordentlich bedeckt ins Wasser springen können.
Der Tag beginnt für die Bademeister früh. Um 5:45 Uhr warten schon die ersten Frühschwimmer vor dem Tor. Später kommen die Familien mit den Kleinkindern. Um 15:00 Uhr tauscht sich dann das ganze Publikum aus. Dann steht die Jugend an den Kassenschaltern. Die Halligalli-Zeit geht los, und die Bademeister beobachten aufmerksam die Szene. Manche Besucher machen Party, Jungs gucken nach Mädchen, Mädchen gucken nach Jungs, vor dem Zehn-Meter-Turm staut es sich.
Aber auch im Nichtschwimmer-Becken geht die Post ab, vor allem bei den Rutschen besteht immer Verletzungsgefahr. Und wenn im zweiten Schwimmerbecken die Wellenmaschine angeworfen wird, dann müssen die Rettungsschwimmer höchste Konzentration walten lassen, denn ungeübte Schwimmer können bei Seegang schnell untergehen.
Die Gefahr, dass jemand ertrinkt, ist in diesem Sommer wohl besonders hoch: Mehrere tausend Flüchtlinge leben derzeit in Essen. Viele dieser Neuankömmlinge kommen jetzt regelmäßig ins Schwimmbad. Darunter viele junge Männer aus dem Iran, Syrien und Afghanistan. Doch nicht alle von ihnen können so gut schwimmen wie sie meinen, viele überschätzen ihre Fähigkeiten. Die Stadt Essen hat deshalb 6000 Schwimmflügel angeschafft. Doch welcher Erwachsene zieht sich freiwillig solche Schwimmhilfen an? Besser ist es da, schwimmen zu lernen. Einige der Geflüchteten unterstützen jetzt die anderen dabei. Doch das ist schwieriger als gedacht.
Zum Team des Grugabad-Teams gehören auch zwölf Security-Männer. Der Sicherheitsdienst wurde von der Stadt Essen vor zwei Jahren aufgestockt, als am Einlass ein Angestellter niedergeschlagen wurde. Dabei sind die Regeln klar: Wer stänkert, wird aus dem Bad geworfen. Regelmäßig aus dem Bad flog früher auch die Essener Lokalgröße Sinan G.. Er hat daraufhin einen Rap-Song über das Grugabad veröffentlicht: "Ich fick den Bademeister." Waap und Schulte nehmen das mit Humor und haben ihn sogar ein Musik-Video im Bad drehen lassen.
Im Mikrokosmos Grugabad treffen Besucher unterschiedlichster Herkunft aufeinander. Deutsche, Türken, Syrer, Iraner verbringen - Handtuch an Handtuch - den Tag. Immer wieder muss austariert werden, wie man am besten miteinander klarkommt. Ganz ohne Reibung ist das nicht möglich.