Hier werkeln 160 Kleingärtner aus mehr als 15 Nationen Zaun an Zaun. Nicht immer ganz geräuschlos und auch nicht immer ohne Streit. Aber: "Im Großen und Ganzen pflegen wir das Motto: Leben und leben lassen", sagt der Vorsitzende, Hans-Gerd Bruns.
Die ausländischen Kleingärtner kommen aus Italien, Spanien, Portugal, Russland, Polen, Indien und Syrien. Die Türken sind jedoch die stärkste Gruppe. Die Unterschiede zwischen den Kulturen sind groß. "Über Religion spricht man am besten nicht, das ist ein Pulverfass", sagt Schriftführer Stephan.
Nicht immer werden die deutschen Regeln eingehalten. Eine Parzelle sollte aus einem Drittel Rasen, einem Drittel Anbaugebiet für Obst und Gemüse und einem Drittel Laube bestehen - so sieht es zumindest die Kleingartenordnung vor. Meist kann man am Garten sehen, welche Nationalität der Pächter hat. Viele Türken nutzen das Grundstück fast ausschließlich als Ackerfläche für den Gemüseanbau, um ihre Großfamilien zu versorgen. Die Terrassen vor den Lauben sind meistens viel zu groß. Große Familien brauchen aber nun mal große Terrassen.
Und dann sind da noch die Steinöfen nach anatolischem Brauch: Die produzieren zu viel Qualm, und erlaubt sind die eigentlich auch nicht. Wenn dann noch Adems Hühner durch die Anlage jagen, ist das Gezeter bei den Nachbarn groß. Für Adem und seine Familie ermöglicht die Parzelle Erholung, die Pflege türkischen Brauchtums und den Anbau von Lebensmitteln. "Rasen? Wozu? Kann man nicht essen."
Zur Vereinsarbeit gehören auch Gemeinschaftsstunden: Die Kleingärtner verpflichten sich zum Heckenschneiden und zur Pflege der öffentlichen Wege. Zwölf Stunden pro Jahr. Wer nicht mitmacht, kann sich freikaufen. Für 20 Euro pro Stunde. Aber das funktioniert meist nicht, weil Honsbergs Kleingärtner oft arbeitslos und auf Hartz IV angewiesen sind. "Was willst du da machen?", fragt der Vorstand resigniert. Und trotzdem lebt das bunte Völkchen irgendwie ganz naturwüchsig zusammen.
Ganz anders verhält es sich im reichen Frankfurt am Main. Die Kleingartenanlage Eckenheim wurde für ihre vorbildliche Integration von Migranten ausgezeichnet. Der schärfste Verfechter deutscher Regeln und Gesetze im Kleingarten ist ein Türke. Necati lebt schon seit 30 Jahren in Deutschland. Sein Garten blüht und gedeiht, und seine Laube gleicht einem gehobenen Ferienhaus. 500 Menschen aus über 20 Nationen teilen sich die Parzellen. Alljährlich feiern sie gemeinsam ein Sommerfest, das mit kulinarischen Köstlichkeiten aus allen Weltregionen bestückt ist. Der deutsche Imker aus Anlage 1 bringt den eigenen Honig mit.
Necati kümmert sich um alle, die Fragen haben. Es ist seine Gemeinde, obwohl er weder im Vorstand noch als Obmann tätig ist: "Es ist selbstverständlich für mich, zu helfen". Zum Beispiel seiner 99-jährigen deutschen Nachbarin. Daheim pflegt er seine Mutter, die seit einem Schlaganfall im Bett liegt. Er wacht die halbe Nacht an ihrem Bett, bis der Bruder ihn ablöst. "Wir schicken niemanden ins Heim wie die Deutschen."
Nicht erst seit der großen Flüchtlingswelle fordern Politik und Gesellschaft die Integration der neuen Mitbürger. In den Kleingartenvereinen wird dies längst praktiziert. Toleranz, kulturelle Vielfalt, gemeinschaftliches Miteinander, aber auch Missverständnisse und Kompromisse: Die Reportage taucht ein in die bunte Welt der Kleingärtner.