Die ZDF-Reporter Nicola Albrecht und Andreas Postel sind mit ihren Teams durch zahlreiche Mittelmeer-Länder gereist. Auf ihrem Weg von der Meerenge von Gibraltar bis nach Istanbul fragten sie: Was trennt und was verbindet uns?
Und: Wem gehört das Mittelmeer? Die Antworten auf diese Frage sind vielfältig. Verschiedene Sprachen, Kulturen und Weltanschauungen machen den Mittelmeerraum zum Schmelztiegel.
Die Reise beginnt im spanischen Tarifa, wo Europa und Afrika scheinbar nur einen Steinwurf auseinanderliegen. Gerade 35 Minuten braucht die Fähre von hier bis zur marokkanischen Hafenstadt Tanger. Für Touristen ist es ein Tagesausflug, das Visum wird ganz unkompliziert auf dem Schiff ausgestellt. Umgekehrt ist die Meerenge von Gibraltar für Menschen aus dem Süden ein kaum zu überwindendes Hindernis. Jedes Jahr bezahlen Hunderte, manchmal Tausende, diese Flucht mit dem Leben. Die spanische Guardia Civil bewacht und kontrolliert den Schiffsverkehr in der Meerenge und muss immer wieder Bootsflüchtlingen, die in Seenot geraten, zur Hilfe kommen.
Marokko soll als Bollwerk gegen die Fluchtwilligen wirken und kassiert dafür Milliardensummen aus Europa. So kommt es, dass die Reise vieler Migranten in Tanger endet. Doch ist ihre Anwesenheit nicht erwünscht. Salvador aus Kamerun ist ständig auf der Flucht vor den Behörden. Er ist Künstler, hat es zu einiger Bekanntheit gebracht. „Nach Europa will ich nicht mehr. Ich fühle mich hier in Tanger nämlich nicht mehr fremd, irgendwie geben mir die Menschen das Gefühl Teil ihrer Gesellschaft sein zu dürfen.“
In der französischen Hafenstadt Marseille trifft Andreas Postel Aktivisten, die sich dem Kampf gegen Plastikmüll im Meer verschrieben haben. Frankreich ist einer der größten Plastikmüllproduzenten. Der Verein „Clean my Calanques“ ruft entlang der Küste zu Müllsammelaktionen auf, denen Tausende Freiwillige folgen.
Naturzerstörung ist in Tunesien – so bitter das klingt – ein Luxusproblem. Was ist aus dem Vorzeigeland der arabischen Revolution geworden? Als Nicola Albrecht und ihr Team in Tunis den Rapper Isam Absy treffen, räumt dieser gleich mit möglicherweise falschen Vorstellungen auf: „Du willst wissen, was uns die Revolution gebracht hat? Mir hat sie ein paar Monate Gefängnis gebracht. Ansonsten ist es heute schlimmer als unter Ben Ali.“ Tunesien kämpft mit blanker Armut, die durch die akute Wirtschaftskrise noch verschärft wurde. Die zarte Pflanze Demokratie ist verwelkt, Polizeigewalt zum Problem geworden.
Auch in Ägypten ist der arabische Frühling nur noch eine ferne Erinnerung, die Militärregierung steuert das Land mit eiserner Faust. Dennoch gibt es Aktivisten, die zumindest im Kleinen etwas verändern wollen. Eine Gruppe versucht seit Jahren, in der Hafenstadt Alexandria die historische, europäisch geprägte Architektur der einstigen Handelsmetropole gegen die Abrissbirne der Regierung und Investoren zu schützen. In Alexandria blühten in der Antike Wissenschaft und Kultur, es gab einen regen Austausch mit den Nachbarn der gegenüberliegenden Küsten. Mit dem Austausch ist es längst vorbei. Alexandria kämpft gegen den Verfall.